..... oder sollte ich besser "Welten" schreiben?
"Gut hast du gespielt und das, obwohl du ja wirklich sehr nervös warst, aber das habe sicher nur ich bemerkt!" sagte ich einer 17-jährigen Schülerin die letzten Mittwoch ihren ersten Bühnenauftritt absolviert hatte. Sie ist "Spätberufene" und hatte erst vor drei Jahren mit dem Gitarrespiel begonnen.
"Naja, am Anfang ging noch was daneben, aber dann ist es eh gegangen"
"Aber Stärke du hast bewiesen, wenn man nicht als Kind beginnt ist so ein Auftritt viel schwerer. War von deiner Familie eigentlich jemand im Publikum?"
"Nein" Sie lächelte verlegen.
"Wolltest du niemanden dabei haben?"
"Meine Mutter interessiert das nicht, aber ich habe ihr das Stück zu Hause einmal vorgespielt."
"Und? Hat sie sich gefreut? Hat sie dich gelobt?"
"Sie hat nichts gesagt."
"Gar nichts?"
"Nur, warum ich das denn überhaupt mache. Sie hat kein Verständnis dafür, ist ja total amusikalisch und auch dagegen, besonders, dass ich jetzt auch noch Trompete lerne. Ich muss diesen Unterricht von meinem Taschengeld bezahlen."
"Hast du ihr denn nicht wenigstens gesagt, was so ein Unterricht an
Nebeneffekten zusätzlich noch bewirkt?"
"Ich habe ihr gesagt, dass es bei Stellenbewerbungen ein Vorteil ist. Wenn bei zweien mit gleicher Qualifikation einer auch noch ein Instrument spielt, hat er sicher einen Vorteil."
Da nickte ich nur ganz zurückhaltend, ich wollte ihr nicht sagen, dass die Arbeitgeber leider fast immer von den Vorteilen eines aktiv musizierenden Menschen keine Ahnung haben.
Ich erzählte ihr nur noch, dass jene Katrin, die sie nach dem Konzert kennen gelernt hatte, mich nach dem Konzert darauf angesprochen hatte, wie sehr doch die "Leute" (sie meinte damit Schüler ihres Alters) in der Musikschule doch anders seien als die "draußen". Sie meinte das sehr positiv...
Eine Gruppe von Eltern sitzt gemütlich zusammen. Alle haben Kinder im pubertären Alter und das Gesprächsthema beschreibt die Sorge, was ihren Kindern in falschen Kreisen so alles passieren könne. Einer sagt: "Wir legen viel Wert auf Sport. Damit haben wir es geschafft, dass unser Sohn kaum ausgeht und etwa, Gott behüte, noch mit Drogen in Kontakt gerät." Dann bekräftigte er noch: "Er kommt viermal die Woche ausgepowert vom Training, da ist er dann zu geschafft um noch auszugehen." Und er lächelte sehr zufrieden.
Ich finde, im Vergleich zur ersten Geschichte, wird durch diese hier noch deutlicher, wie unterschiedlich Eltern agieren, beziehungsweise, wie verschieden sie mit Umständen umgehen. Wobei ich noch darauf hinweisen will, dass auch der zweite Fall meiner Meinung nach nicht ganz unproblematisch ist.