Zu viel zu tun

Es wird die nächste Zeit hier im Blog etwas stiller werden. Ich habe einfach keine Zeit für nüscht. Es gibt viele Sonderaufträge für die Schule, morgen wieder ein Schülerkonzert und dann fahre ich für 3 Tage nach Wien. Mit dem Zug leider, was für mich süchtige Raucherin mit Leid verbunden sein wird. :-( Aber ich habe mich für den Zug entschieden, weil ich während der insgesamt 9 Stunden Zugfahrt ohne Ablenkung (ähm...Internet...) arbeiten kann.

Ich erzähl mal kurz, was ich tun muss.
Einige wissen ja von meinem alternativen Unterricht in Musiktheorie für jüngere Schüler. Nun bin ich beauftragt, im Juni dreimal außerhalb der Unterrichtszeit im ganzen Bundesland als Referentin in der Lehrerfortbildung tätig zu werden.

Nun ist es aber so, dass ich bei diesem Unterrichtsstil viel improvisiere, auch weil ich es für besser halte, gegebenenfalls auf aktuelle Gegebenheiten einzugehen. Daher habe ich nur kindgemäße Unterlagen ohne viel Erklärungen.

Ich habe inzwischen die neue Unterrichtsmethode so sehr verinnerlicht, dass ich mich erst hinein denken muss, wie es den standardmäßig Unterrichtenden bei der Präsentation damit gehen wird. Nun muss ich den Stoff didaktisch aufbereiten, mir ein Konzept für das Seminar ausdenken und Unterlagen für die Kursteilnehmer erstellen. Ich will möglichst gut vorbereitet sein, denn es sind Kollegen und als solche natürlich äußerst kritisch.

Zusätzlich habe ich demnächst gleich 2 Mal für eine Woche Gäste/ einen Gast im Haus.
So werde ich also im Blog eventuell nur begrenzt weitermachen, es sei denn, ich habe gerade ein dringendes Bedürfnis zu malen oder irgend sowas, wenn ich halt einen schönen Ausgleich zur Kopfarbeit nötig habe.

Mit Mails wird es ganz schlecht aussehen, noch schlechter als sonst, auch wenn eine Steigerung da ja wohl kaum noch geht. ;-) Bitte um Verständnis!

Nickname 13.05.2009, 23.09| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: beruflich

Schülerkonzert - wie sowas ist

Generalprobe in ständiger Zeitknappheit, ca. 20 Gitarren in einer halben Stunde stimmen und dabei die Schüler zur Ruhe ermahnen, eine Rede vor dem Publikum schwingen, Notenständer und Sessel richten, mit den Schülern mitbeben, wieder die Bühne umräumen und wieder und wieder.... Und danach auf die anstürmenden Eltern eingehen und Schülern die richtigen Worte sagen. Schließlich Nachbesprechung mit der Kollegin in einem Lokal und dann endlich zu Hause und nur noch flach liegen.

So sieht so ein Konzerttag aus und es ist wohl stets der anstrengendste in der Arbeit, abgesehen von den vielen Extraproben davor.
Diesmal hatten wir sehr viel Ensemblearbeit gemacht, manchmal standen mehr als zehn Schüler auf der Bühne.

Eine blöde Situation gab es diesmal. Nachdem die beste Schülerin dieses Stück gespielt hatte, fing ich sie beim Hinauseilen noch auf der Bühne ab, es war ihr letzter Auftritt, weil sie nun maturiert und dann studieren gehen wird. Mit meinem Arm hielt ich diese sensible zarte Person um die Schulter und erzählte dem Publikum, dass sie nun acht Jahre bei mir gewesen sei und wie viel Freude ich stets mit ihr gehabt hätte, ich meinte außerdem, dass es mit ihr nie Arbeit gewesen sei sondern stets nur Vergnügen und sie immer jeden musikalischen Auftrag mit freudigem Enthusiasmus und gerne erfüllt hatte. Bei meinen Worten gab es immer wieder Zwischenapplaus.

Dies alles konnte ich dann leider nicht mehr stoppen, weil ich nun schon mal damit angefangen hatte, aber ich hätte gern. Denn während meiner Worte fing sie vor allen an zu weinen. Es war ihr einfach zu viel, der Druck vor dem Konzert durch das Lampenfieber, die Abspannung nach dem letzten Ton und dann kam auch noch ich. Blöd, ich kam mir dann unsensibel vor, aber es war zu spät.

Aber ich hatte einen Grund, sie auf diese Weise ehren und belohnen zu wollen. Denn nach jedem Vorspiel in all den Jahren machte sie sich danach selbst schlecht. Da kann man als Lehrer reden und reden, es nützt alles nichts. "Merkst du denn, wie schlimm du zu dir selbst bist?" sagte ich erst unlängst zu ihr in diesem Zusammenhang. "Du zerfleischt dich damit innerlich und in Wahrheit, denk mal nach, wie viele in unserer Stadt können auf der Gitarre so viel wie du, hm?"

Wenn aber jemand mal so eine innere Strenge zu sich selbst entwickelt hat, ist es schwer da was zu ändern.

Hm... ich kenne das von mir selbst, bin eigentlich genau so. Tjaa.

Diesmal war nach Jahren endlich wieder einmal ihre Mutter im Konzert, die Eltern kamen nie, ist das nicht schlimm? Und ich nützte die Gelegenheit, auch mal vor der Mutter das alles anzusprechen. Ich meine dieses sich selbst nie genügen! Ist schlimm und sie muss es ja irgend woher haben, daher finde ich gut, dass die Mutter das mal anhören musste.
Und dann kam die Überraschung. Die Schülerin meinte plötzlich neben der Mutter: "Bitte, ich will das Stück beim großen Schlußkonzert der Schule vorspielen!" Ich war hin und weg, das Schlusskonzert ist der größte Stress überhaupt, da von allen Lehrern nur der beste Schüler spielt, also alle Lehrer da sind und auch Politiker, es ist das Aushängeschild der Schule. Da ich sehr emotional bin, umarmte ich sie in meiner Überraschung spontan gleich mal kurz und ich spürte sie vollkommen regungslos zwischen meinen Armen. War ich schon wieder zu weit gegangen? Hier aber sagte ich mir dann aber: macht nichts, sie soll ruhig auch mal sowas erleben, es kann ihr wohl kaum schaden.

Nickname 13.05.2009, 01.28| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: beruflich

Etwas sehr Seltsames.

Seit Monaten (!) reißen an so gut wie jedem Wochenende bei einer Schulgitarre die gleichen zwei Saiten, nämlich die 4. und die 5., manchmal, aber eher selten, auch nur eine davon. Die erste Schülerin am Montag erlebte das bewusster als ich, weil es ja immer zu Anfang ihrer Stunde aktuell war.
"Es ist nur ein einziges Mal nicht so gewesen!" sagte sie unlängst.
"Wirklich? Bist du sicher? Bei mir zu Hause waren auch einmal diese beiden Saiten am Wochenende gerissen, ob das damals war, als hier nichts passierte? Es könnte so sein!"
Sie schwieg und schüttelte nur ungläubig den Kopf.
Heute war die Gitarre einmal heil, ich hatte ja auch die Rillen am Steg, dort wo die Saiten drübergespannt sind, letzte Woche leicht anschleifen lassen. 
Dafür sind aber dieses Wochenende dieselben beiden Saiten wiederum hier zu Hause bei meiner eigenen Gitarre gerissen!

Langsam fange ich an, abergläubisch zu werden... Denn normalerweise reißen Saiten sehr selten!
Oder habe ich etwa unwissentlich kinetische Kräfte? Aber bitteschön, ich will doch gar nicht für die Schule ständig neue kaufen! Außerdem bin ich ja am Wochenende nicht anwesend! Bezahlt bekomme ich die Saiten schon längst nicht mehr, weil man mir das einfach nicht glauben kann!

Jetzt habe ich sie gemalt, die schuldige Saitenhexe, den Hintergrund des Bildes hatte ich unlängst teils mit Tricks in der Bildbearbeitungssoftware generiert und dann eine Figur drinnen entdeckt die ich jetzt ausfertigte.
So stelle ich mir das des Nachts umtriebige Biest also vor. Es dringt durch Wände und dabei habe ich es ertappt! *g*

saitenhexe.jpg

Nickname 12.05.2009, 00.03| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: beruflich

Die Winterreise

In der Musikgeschichte gibt es wohl kaum einen Liederzyklus mit so großer Intensität und mythischer Größe, wie die Winterreise Franz Schuberts nach Gedichten von Wilhelm Müller.

Ein einsamer Wanderer hat Abschied von seiner Liebe genommen und zieht schwermütig durch das kalte Land.

Fremd bin ich eingezogen,
Fremd zieh' ich wieder aus.


...so beginnt die Winterreise....

Eine Krähe war mit mir
Aus der Stadt gezogen,
Ist bis heute für und für
Um mein Haupt geflogen.

Die Krähe wittert wohl den nahen Tod...

Die Qual des Lebens, Verzweiflung, Todessehnsucht, Wunsch nach Erlösung und letztendlich auch immer ein Sich-Ergeben, ziehen sich durch das ganze Werk und lassen den Hörer trotzdem nicht deprimiert zurück, denn all das hat auch etwas Liebevolles und ungemein Tröstliches an sich, man kann es mit Worten nicht erklären.
Es ist die große innere Tiefe die unsere Seele berührt und sie macht dieses Werk zu einem der größten Schätze aus dem Kulturerbe der Menschheit.

Aber es gibt Menschen, die können dem offensichtlich nicht wirklich etwas abgewinnen. Und doch machen sie sich dran, sich mit Hilfe so eines großen Werkes bekannter zu machen um einem vermeintlich willigen Publikum ihre pseudokünstlerische Selbstverwirklichung zu präsentieren.

Im Stadttheater Klagenfurt durfte man die Winterreise in einer Fassung des Komponisten Hans Zender über sich ergehen lassen. Viel Eigenes hat er eingeflochten, leider mit wenig Respekt vor dem großen Genie Franz Schubert.

Ich frage mich, warum macht man sowas, ich verstehe das nicht! Schuberts Winterreise ist vollkommen, muss man denn da mitten hinein klingen und damit jegliche Tiefe zertrümmern, um sich selbst zu präsentieren? Hätte dieser Komponist nicht besser ganz allein etwas Neues geschaffen? Solche Trittbrettfahrer sind mir suspekt! Ich empfand das Ergebnis dieses Einmischens als sehr seicht!

Zenders Winterreise wurde mit Ballett geboten. In der Choreographie von Karl Alfred Schreiner hopste man fast den ganzen Abend ungeordnet und nervös in Gruppen herum. Ohne Bezug zum Thema, zum Beispiel die Einsamkeit des Wanderers, ohne den Text zu beachten, keinerlei Verstärkung des Inhalts wurde geboten, dafür durfte man die augenscheinliche Selbstverwirklichung des Choreographen erleben und einige im Publikum fühlten sich richtig verarscht. Ein Beispiel: die oben erwähnte Krähe latschte als lächerliche Parodie mit Schwimmflossen durch die Gegend!!

Zusätzlich konnte man im Programm nicht ausfindig machen, wer der Sänger war, die Hauptrolle, immerhin! Überhaupt wird der Künstler in Klagenfurt nicht mehr sonderlich hervorgehoben, wie auch auf der Webseite des Stadttheaters zu sehen ist. Zählt er denn dort nicht mehr viel?

Mir fällt außerdem auf, dass anscheinend die alten Meister in unserer Zeit nicht mehr genügen, es geht wohl mehr darum, massentaugliche Events zu generieren, in denen selbstverliebte Pseudokünstler ihre Eitelkeit ausleben dürfen. (Oder handelt es sich hier um Freunderlkunst im Provinzdorf Klagenfurt?)

Jedenfalls war es ein miserabler Abend trotz ausgezeichneter Tänzer, dankeschön, ich überlege nach mehreren misslungenen Aufführungen in dieser Saison, das Theaterabo zu schmeißen!

Die Winterreise - Text des gesamten Zyklus

Die Winterreise, bildnerisch interpretiert

Gute Nacht
Gute Nacht 
(Der Beginn der Winterreise in zwei der für mich besten Interpretationen)
Der Lindenbaum (Das Lied kennt doch jeder?)
Der Leiermann (Das berühmte Lied am Ende des Zyklus)

Nickname 10.05.2009, 00.44| (5/1) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Musik