.....verrät ein wenig von meinen Empfindungen diesen Sommer...

Haben wir nicht alle tief in unserem Herzen ein Problem mit der Zeit?

Manchmal wollen wir, dass sie schneller vergeht.
Dann wieder würden wir sie so gerne zurück schrauben.
Wenn wir auf unsere Lebenszeit sehen, wollen wir sie anhalten.

Wir fühlen manchmal schmerzhaft, wie schnell die Zeit verrinnt und was wir doch alles für unser Leben ursprünglich wollten.
Und wir ertragen nur schwer, darüber nachzudenken, wie kurz unser Leben noch dauert.

Die Zeit heilt alle Wunden. Aber was ist, wenn die Zeit selbst die Krankheit ist?
(Unbekannt)

Ich habe den Verdacht, dass fast jeder seinen Konflikt mit der Zeit hat.

Was meint ihr?

Kennt ihr das? Manchmal verträgt man ihn weniger als sonst.

Heute war bei mir so ein Tag. Ich erzählte ja schon mal, dass ich einen Nachbarn habe, der nur wenig mit seiner Zeit anfangen kann. Wenn er mäht und die Kanten trimmt, scheint er sich angenehm beschäftigt zu fühlen und seit er in Pension ist, tut er es wann er nur kann. Geht das wegen des Wetters nicht, steht er manchmal regungslos im Garten und man ist sich sicher, er weiß nicht, was nun anfangen.

Sein Trimmer ist infernalisch laut. Heute fing er um etwa 10 Uhr an. Drüben beim Feld musste ein halber Meter zum fremden Nachbarszaun hin geschnitten werden. Kein Mensch weiß warum, das Feld wird ja von einem Bauern bewirtschaftet. Um 12 unterbrach ihn seine Frau, Essen, jeden Tag Punkt 12, da gibt es keine Ausnahme.
Nur kurz später ging es wieder los, Mitten in der staatlich verordneten Mittagsruhe, diesmal rund um meinen Garten herum. Daneben klopften die Arbeiter ihre Isolierplatten an die Außenwände der angrenzenden Schule. Ich hatte schon am Vormittag die Nerven weggeschmissen, nun grummelte es infernalisch in mir!
Kennt ihr das? Man beflucht den Störer innerlich. Tagträumt, dass man das Gerät mal heimlich kaputt machen wird! (Nur Tagtraum!) Wird zum Rumpelstilzchen durch und durch, ist seiner Wut ausgeliefert und hat ganz entgegen seiner Lebensphiosophie schlechte Gedanken.

Um halbdrei plötzlich Ruhe. Ich hatte bis dahin die Terrasse gemieden, nun zog ich mir den Badeanzug an, griff mir ein Buch und wollte gerade durch die Tür als es wieder los ging, roooiiiiaaaaaaaaaaaiiiihhhhhhhhrrrrr.....

Wisst ihr, ich bin dann samt Badehose in meine Jeans gesprungen, bin in eine nicht zugeknöpfte ärmellose Leinenweste geschlüpft und los in die Stadt. So seltsam gekleidet ging ich dann zur Versicherung und auf dem Weg pfiff mir ein Kerl aus einem Auto nach. Der Badeanzug bedeckte als Top wohl ein bisschen zu freizügig meinem großen Busen... *g*
Nein, ich war nicht in der Versicherung wegen des Lärms! *gg* Die grüne Karte war abgelaufen, demnächst fahre ich ja auf Urlaub nach Kroatien. Dann noch in den Baumarkt Pflanzen gekauft und als ich um halbfünf heimkam, was glaubt ihr?
Richtig, roooiiiiaaaaaaaaaaaiiiihhhhhhhhrrrrr.....

Wut!!!! Dabei ist der Kerl nett, ein sehr guter Nachbar und jederzeit sehr hilfreich, aber in dem Moment hätte ich ihm am liebsten den Teufel (an den ich nicht glaube) an den Hals gewünscht!
Später, als der Schatten schon fast meinen ganzen Garten bedeckt hatte, hörte er endlich auf. Ich sofort raus, das diverse Buch gepackt und rein in die Liege. Genau in dem Moment begann der andere Nachbar mit dem Rasenmäher....

Wenn Städter glauben, dass es am Land so schön ruhig ist, sollten sie mich mal besuchen kommen! Ihnen würden die Ohren schlackern!

Alles in allem war es ein verhauter Tag.

Eingeladene und nicht Eingeladene. Alle kommen so gerne, es liegt aber wohl weniger an mir, als an der Gegend, am See, den touristischen Angeboten, am Wetter und letztendlich daran, dass ich einen Garten habe.
Heute ist wieder jemand eingetroffen.
Diese zwei Sommermonate werde ich wohl nur etwa eine Woche ohne Besuch sein. Obwohl ich mir mehr erbeten hatte, aber das ging nicht, mein Wunsch wurde wohl nicht ernst genug genommen. Oder er stand der Planung entgegen.

Alle sind SEHR lieb, sehr rücksichtsvoll, total selbstständig, besser geht es gar nicht!
Und doch, die Selbstbestimmtheit fehlt mir ein bisschen.
Andererseits, es ist gut, nicht immer nur so ganz nach eigenen Wünschen zu leben. Als Single wird man mit seinen Alltagsgebräuchen schnell zu selbstbezogen. So ein bisschen das Leben in Gemeinschaft zu üben, ist auch mal ganz gut. Auch wenn man sich halt mal nach Ruhe sehnt.

Eine Seite die meine Leser an mir vermutlich nicht kennen, ist das starke Bedürfnis nach Ruhe und dem Alleinsein. Wenn ich es dann aber ausleben kann, bin ich auch nicht glücklich. Dann empfinde ich manchmal Schwermut und Einsamkeit. Und doch brauche ich die Zeit mit mir allein wie eine tägliche Speise.
Dieser Zwiespalt macht mir oft zu schaffen, er ist so unlösbar!