Es war gar nicht so viel los in der Innenstadt. Da flanierten schon viele Menschen, aber eben kaum mehr als sonst. Die letzten Monate wunderte ich mich ja oft über die neue Betriebsamkeit in unserer Provinzhauptstadt, heute hatte ich daher viel mehr erwartet.
An den vielen Buden und Zelten vorbeischlendernd, beobachte ich die vielen deutschen Polizisten, darunter erstaunlich vielen Polizistinnen, die in Fünfergruppen gelangweilt herumstanden oder mit strengem Blick vorbeischlenderten. Ich sah mich um und stellte fest, dass die Grünröcke wohl fast ein Viertel der Menschen auf den Plätzen ausmachten. Sieben an einer Wand lehnende deutsche Beamte sprach ich einfach an. Mit nach oben gerecktem Daumen zeigte ich meine Freude über ihre Anwesenheit und erzählte ihnen, wie sehr sie in einem österreichischen Internetforum von der Mehrheit der Schreiber gelobt werden. Sie waren nett, freuten sich und erbaten die URL. Nur einer spielte weiterhin den Gestrengen und verzog keine Miene.
Ich ging dann in ein relativ feines Restaurant auf Kaffee und Kuchen. Aber ich kam nicht weit hinein, Gitter versperrten den Weg zu dem Raum mit den ausgestellten Speisen. Draußen vor dem Eingang standen die Tische wie immer, aber alles war zusammengekettet. Man konnte sich trotzdem hinsetzen. Etwas erstaunt war ich, auch in diesem Lokal alles in Pappbechern und Plastiktellern serviert zu bekommen. Vorsichtsmaßnahme, um bei aggressiven Pöbeleien den Schaden zu minimieren!
Überhaupt gleicht die ganze Innenstadt eher einer großen "Irrenanstalt" als einem feiernden Städtchen. Sämtliche Tische und Stühle wurden entfernt und durch angekettete Holztische und Bänke erstetzt. Vor jedem Lokal oder Geschäft steht ein Securityman und wenn sich ein Ladeninhaber das nicht leisten will, wird am Nachmittag gleich ganz geschlossen. Besonders Geschäfte für Menschen die gerne auch geistig aktiv sind haben überhaupt zu. Buchhandlungen zum Beispiel. Gleich 23 Lebensmittelbeamte sind für die Hygieneaufsicht abgestellt und natürlich stehen auch österreichische Polizisten an jeder Ecke und Kreuzung mit ihren großen Wägen herum.
Es ist in der letzten Nacht trotzdem viel Kriminelles passiert. Bei 30 Autos wurden Reifen aufgestochen, 18 andere Autos wurden geknackt und neun Navigationsgeräte gestohlen. Einen Überfall mit Messern gab es auch und es wurde gestohlen. Rangeleien gab es natürlich auch.
Die große Mehrheit der verhafteten Hooligans wurden gleich wieder enthaftet sie strichen, stets bewacht, wieder durch die Innenstadt. Eine Schülerin erzählte von 14 Vergewaltigungen in der letzten Nacht, aber ich glaube ihr nicht. Die Warnungen der Lehrer werden wohl ihre Fantasie beflügelt haben, in den zeitungen steht jedenfalls nichts darüber.
Interessant ist auch,
die Kärntner bleiben weg! Kaum ein Einheimischer lässt sich in den Fanzonen blicken! die Händler jammern und sind unzufrieden, der Bürgermeister gibt im Radio Parolen aus, doch bitte zu kommen, aber es fruchtet nichts. Zu viel wurde von den Gefahren in diesen Tagen berichtet. Genau deswegen sind auch nicht mehr Menschen als sonst zu sehen, ich sah wirklich nur Touristen. Einheimische meinten außerdem, sie hätten keine Lust schlechtes Bier zu trinken und dafür auch noch einen erhöhten Preis zahlen. Es gibt nämlich einen Sponsor der nur seine eigene Biermarke in den EURO-Zonen erlaubt!
Ein Hilferuf der Politik:
"Kärntner sollen kommen." "Stell Dir vor, es ist Fußball-EM und keiner geht hin"