Ausgewählter Beitrag

Lasst mich mal lehrerhaft sein...

"Kommt Barock nach der Romantik"? wurde ich schon mal gefragt. Solche und ähnliche Unwissenheit, was die Kulturgeschichte betrifft, ist unter jungen Leuten häufiger zu beobachten als früher.
Es ist ja kein Wunder, auch bei der Bildung hat die Wirtschaft immer mehr das Zepter übernommen.

Ausbildung ist heutzutage gefragt, nicht Bildung. "Kulturbildung ist nicht so wesentlich, Wirtschaftswachstum, das brauchen wir!", lautet der Tenor der politischen Verantwortlichen, auch wenn sie nicht wagen, es so offen zu formulieren.
Ich weiß von einer Schule, wo Deutsch- und Geschichteunterricht zugunsten "Qualitätsmanagement" u.s.w. radikal dezimiert wurde.

Dass Kultur dem Menschen Lebensinhalte und damit Lebenshilfe vermittelt, dass Geschichte von den Wurzeln des eigenen Seins berichtet und das Wissen darum für eine gelungenere politische Zukunft und das bessere Verstehen typisch menschlicher Dispositionen gut ist, daran denken nur noch wenige.

Geld regiert die Welt mehr denn je, aber auch der Kulturbetrieb wird mehr und mehr von Selbstverwirklichern geprägt, statt von Menschen, denen das Wissen und der Stil der Großen unter unseren Vorvätern ein Anliegen ist.

Ein gutes Beispiel erlebte ich heute.

Im Stadttheater Klagenfurt wurde "Die Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht gegeben.

Vom stilistischen Wesen Brechts war nicht mehr viel zu erleben. Dafür umso mehr von den Ideen des Regisseurs Henry Mason.

So lange wurde bei uns kein Brecht mehr gegeben! Und dann bekommt man Manson statt das Original. Wie kommt er nur dazu, sich derart über Brecht zu stellen? Für mich ist das Anmaßung! "Modern" was immer das ist, muss ja nicht automatisch schlecht sein, aber es gibt da Grenzen und zwar immer dann, wenn die Größe des Dichters dem Ego des heutigen Zeitgenossen unterworfen ist.
Wie gerne hätte ich erlebt, wie sich der Brecht zu seiner Zeit angefühlt hatte! Das wäre viel spannender gewesen, als dieses Imitieren von Musikalgebräuchen, weil die halt beim Publikum so ankommen. Und von den Designs unserer Zeit sehe ich alltags auch schon genug.
Es kam zum Beispiel eine zeitgenössische Modenschau vor. Und - schrecklich - der Protagonisten Macheath erwartete dem Text nach erhängt zu werden, in dieser insgesamt schwachen Inszenierung passten die Worte aber gar nicht zur Handlung: Macheath wurde für den Tod mit der Giftnadel bereit gemacht. Siehe hier.

Historisches Verständnis wird klein geschrieben, auch in den Kulturtempeln und damit schließt sich der Kreis zu dem, womit ich in diesem Beitrag angefangen hatte:

Unsere Gesellschaft verliert zunehmend die Beziehung zu ihrer Vergangenheit und damit das Verständnis für die Eigenheiten der eigenen Spezies.

Moritatensong 1931

Epochenüberblick

Nickname 05.04.2009, 01.15

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von Falk

Dabei muss ich an eine schöne Geschichte denken:

Der Schulrat erscheint bei der achten Klasse im Deutschunterricht. Er begrüßt den Lehrer, und dann ruft er den Max auf. "Was kannst du denn vom 'Zerbrochenen Krug' erzählen?" Max hat natürlich ein gutes Gewissen: "Ich war es bestimmt nicht, Herr Schulrat." Der wendet sich empört zum Lehrer: "Haben Sie das gehört? Was sagen Sie dazu?" Der Lehrer schwankt: "Ein Lausbub ist er eigentlich schon, der Max, aber lügen tut er nie. Wenn er sagt, er war es nicht, dann war er es nicht." Der Schulrat eilt zum Rektor. Dem ist die Geschichte sehr peinlich. "Herr Schulrat, ich möchte wirklich nicht, dass deswegen etwas an unserer Schule hängen bleibt. Was kann der Krug wohl gekostet haben? Wenn ich Ihnen 10 Euro gebe, ist der Fall dann erledigt?" Der Schulrat fährt entrüstet zurück ins Kultusministerium, läßt sich beim Staatssekretär melden und trägt ihm den Fall vor. Der schüttelt den Kopf und meint: "Also, wenn Sie mich fragen, würde ich sagen, dass es der Rektor war. So ohne Grund hätte der bestimmt nicht so schnell gezahlt."

(Im Internet geklaut *fg*)

Übrigens habe ich jetzt meine Blogparadenauswertung fertig:

Hier klicken

:clown:

Liebe Grüße
Falk

vom 06.04.2009, 19.47
3. von Eva

1. Das Stück hätt ich auch ned sehn wollen
2. Bin auch ned Epochenfest
3. Hab gerade Nachhilfe genommen, aber merken kann ich mir das bestimmt ned :nachdenk:

Löcherige Gehirngrüße aus Franken :oha:

vom 05.04.2009, 23.48
2. von Claudia

Hör bloß auf!
Von solchen mit Gewalt modernen Zutodeinszenierungen von historischem Stoff könnte ich Dir auch ein Lied, ach was, ganze Arien singen!
Der Intendant vom Nationaltheater München ist auch so ein Modernfreak.
Das Schlimmste was ich erlebt habe ist "Macbeth" gewesen. Die blutigen und andere ekelhafte Details erspare ich Dir.
Gleichwohl waren die Musik und die Sänger 1 A Qualität! Also am Besten Augen zumachen und nur auf die akkustischen Darbietungen achten.
Wozu geh ich dann aber in die Oper?
Das kann ich daheim auch haben! Billiger!
Ich geh auch nimmer hin, bis die einen anderen Indendanten haben, der nicht so krank im Hirn ist.

Und die, die sich nicht trauen zu sagen was sie denken, oder die ganz genauso krank im Hirn sind, spenden frenetischen Beifall, ...
... für des Kaisers neue Kleider. :oha:

Gruß aus Balkonien
Claudia

vom 05.04.2009, 19.51
1. von vonferdl

*soifz*

vom 05.04.2009, 08.43


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Regina
Lieber Herr VonFerdl!
Herzlichen Glückwunsch
zum Geburtstag!
Viel Spaß heute beim
Kerzen auspusten und alles
Gute im neuen Lebensjahr!
_w_
16.11.2024-16:11
Tirilli
Regina, du bist immer wieder erstaunlich! :oha:
8.10.2024-0:21
Regina
Hallo Geburtstagskind!
Hoffentlich geht es dir gut.
Falls du hier noch mitliest:
Happy Birthday und alles
Liebe und Gute zum Runden!
_w_
3.10.2024-3:00
Regina
Achtung Tirilli!
Der nächste Kommentar ist der 20400ste!
;-)
10.8.2024-21:42
Regina
Gratulation Tirilli!
Du hast den 20300sten
Kommentar geschafft!
_w_
~~~~~
Oh! Dankschee!
Wieso aber siehst du das!?!?!
Ein erstaunliches Talent!
Echt jetzt!
14.4.2024-15:35