Wenn das Berliner Ensemble in unser Provinztheater kommt, dann weiß man schon: nur nicht versäumen, etwas Besonderes steht bevor.
Auch dieses Mal war es so und ich kann mich gar nicht "einkriegen" vor lauter Begeisterung! Denn was gibt es Schöneres als ein Sprechtheater mit hervorragenden Schauspielern?
Gegeben wurde der "
Totentanz" von
August Strindberg (1901)
Ein brillantes Stück über die Abgründe des durch sein unerfülltes Leben verzweifelnden Menschen. Vorgeführt wird uns eine kalte Ehehölle, man lebt in einem Turm auf einer Insel, die den äußeren Umständen entsprechend eh schon "Die kleine Hölle" genannt wird. Er ist ein misanthroper Hauptmann und sie eine Schauspielerin, die ihre Karriere für die Ehe aufgegeben hatte und ihm das nicht verzeihen kann.
Ungeschminkt wird ausgesprochen, was normalerweise im Innersten verborgen bleibt, Böses geht in den Köpfen um und keine Möglichkeit wird ausgelassen, dem anderen eins auszuwischen. Der Besuch eines entfernten Verwandten bietet Anlass, den Ehekrieg erst so richtig.... angenehm.... eskalieren zu lassen, ja doch, angenehm! Denn nun kann man sich erst recht so richtig vor einem vermeintlich gutwilligen Zeugen austoben. Ist der Gast dann aber am Ende wieder weg, siehe da, setzt man freiwillig diese Ehe wieder fort als wenn nichts vorgefallen wäre.
"Durchstreichen und weitergehen" meit der Hauptmann am Schluß, Vergangenheit einfach durchstreichen? Eine wohl eher untaugliche Methode....
Man erlebt ungeschminkt, was wohl in so manchen schlechten Ehen schlummern mag und seit der Entstehung des Stückes hat sich nichts geändert, zeitgemäßer kann ein Stück gar nicht sein.
Das klingt jetzt trostlos, aber unter der genialen Regie von
Thomas Langhoff und mit diesen überragenden Schauspielern gab es auch immer wieder etwas zu lachen.
Dem Stoff entsprechend verhalten war aber das diesmal besonders hausbacken-provinzielle Publikum. 'Wer fühlte sich da wohl alles ertappt?' kam mir beobachtend in den Sinn. Meine Freundin und ich waren dann auch die einzigen, die "es wagten", beim Schlussapplaus unsere Begeisterung herauszurufen und diesmal schienen uns die Leute um uns herum derart betäubt, dass sie sich bei unseren Bravorufen nicht mal zu uns umdrehten wie wir es sonst manchmal erleben. (*g*!)
Zwei Stunden lang schauspielerische Meisterleistung, durchgehend voll Spannung und das verdankt man fast ausschließlich diesen drei Darstellern:
Dieter Mann als Hauptmann.
Ulrike Krumbiegel als seine Frau. (
Hier dämlich befragt)
Götz Schubert als Besucher Kurt. (
Foto)
DANKE!
Die Ehe ist wie eine belagerte Burg:
Die die draußen sind wollen rein und die die drinnen sind raus.
Viele sind gar nicht in der Lage dieses Stück nachzuvollziehen, weil sie die 25 Jahre noch gar nicht erreicht hatten, als sie sich scheiden ließen.
Ich bin schon drüber und harre aus :-)
Gruß
Claudia
vom 29.05.2009, 00.36