Ausgewählter Beitrag

Über ein Weihnachtslied

"Kunst kommt von Können" sagt man. Aber in Wahrheit steht viel mehr dahinter. Für mich beginnt Kunst da, wo ein geistiger Hintergrund verborgen ist und sei er "nur" im Unbewussten des Kunstschaffenden.
Nur im Unbewussten? Das dürfte wohl eher der seltenere Fall sein, Künstler sind meist auch Grübler. Das Wunder bei Tonkunst und Malerei ist, dass dieser geistige Hintergrund dem Konsumierenden auch bewusst wird, und sei es nur unbewusst. *gg* Was ich damit meine werde ich irgendwann mal genauer am Beispiel Johann Sebastian Bach demonstrieren... tja, irgendwann, zuerst kommt natürlich die zeitgenössische Musik, auf dieses Thema warten ja schon viele.

So, genug der Vorrede, jetzt zeige ich euch ein einfaches Beispiel anhand des Weihnachtsliedes "Es ist ein Ros´ entsprungen" von Michael Praetorius (1571 - 1621)



An vier Stellen sieht und hört man hier deutlich, wie der Text auch musikalisch umgesetzt wird.

1. Dieses "Entsprungen" kann, wenn man will mit freien Verzierungen interpretiert werden, was auch von vielen praktiziert wird. (grün angedeutete Noten)

2. Beim Thema "Wurzel" geht  Melodie und Begleitung auch wirklich tief nach unten.

3. Das Blümelein wächst hörbar aus dem Untergrund, hört nur mal genauer hin wenn ihr die Gelegenheit dazu habt! Dass ich es in die Partitur gemalt habe werdet ihr jetzt vielleicht an den Haaren herbeigezogen finden, aber sogar Bach hat sowas manchmal spielerisch in seinen Handschriften gemacht.

4. Ein überraschender Dur-Akkord erhellt den kalten Winter und verdeutlicht dass der Heiland geboren ist.

Solche Interpretationen sind nicht bei jedem Kunstlied so leicht erkennbar, aber irgend eine Deutung ist so gut wie immer zu finden.

Dieser Notensatz ist einfach nur das vierstimmige Original, ich habe es in 2 Zeilen zusammengefasst damit alles leichter erkennbar wird.
Einen eigenen Satz für Singstimme und Gitarre kann ich nicht schreiben, da schon ein ganz großartiger am Markt ist. Wer für nächstes Jahr das beste Gitarrenbuch für deutsche Weihnachtslieder kaufen will der klicke da. Es ist unglaublich gut, zweifellos das beste und bietet auch noch eine Lösung für alle Schwierigkeitsgrade zugleich! (Oft 4 Möglichkeiten zu spielen, von Grifftabellen bis zum konzertanten Begleitsatz)

Nickname 22.12.2005, 11.31

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Kommentare zu diesem Beitrag

6. von Ferdl


Kunst kommt von künden, Frau Lehrerin!
Knuddl!
Drück!!!

vom 23.12.2005, 20.12
5. von S(tef)unny

Sähr intressant ! Musik und Kunstgeschichte das waren meine Fächer. Auch ohne wirkliches Talent für Interpretationen. Aber Kunst macht Freude und erhellt die Seele.

vom 23.12.2005, 06.23
4. von Vodia

mein unmusikalischer Kommentar dazu ist eine Kritik an der Lesart "Ros", denn es ist hier nicht von einer Rose (Blume) die Rede sondern von einem Spross, Reiß, Schössling aus der Wurzel Isais!

vom 22.12.2005, 23.52
Antwort von Nickname:

Finde ich gut, deinen Hinweis. Sehr interessant liebe Vodia, das wusste ich nicht. Aber wie es scheint Praetorius auch nicht... ;-)
3. von maria


Liebe Tirilli,

ich mag das Lied gerne. Vor allem finde ich die Betonungen der langen Noten interessant: wooohhhhl zu deeerr
hhaaalben Naacccht.

Womit ich kämpfe: mit dem Bild meiner Namenspatronin.
In der zweiten Strophe heißt es:
das blümlein das ich meine,
von dem Jesaja sagt
ist maria die reine
die uns das blümlein bracht
auf gottes ewgen rat
hat sie ein kind geboren
und blieb doch reine magd

Heisst das, das jede frau, die nicht nach Gottes ewgen Rat hin ein Kind gebiert, unsauber ist?
Warum ist nie vom dreckigen Knecht die Rede?

Ich spüre immer wieder, wie sehr mich solche Marienbilder beeinflusst haben - unbewusst. Und manchmal könnte ich bei solchen Texten die Wände hoch gehen.

Ist das verständlich?

Nix für ungut
Maria


vom 22.12.2005, 22.43
Antwort von Nickname:

Ah, du hast ja so recht! Natürlich ist das verständlich, liebe Maria! Ich bin ganz deiner Meinung bei dieser Sichtweise. Und weißt was? Ich habe diese Stelle nie bewusst wahrgenommen. 
Aaaaber! Man muss das doch historisch sehen. "Reine Magd" ist einfach nur "jüngferlich" gemeint. Direkter durfte man das damals vermutlich nicht ausdrücken. Und diese Umschreibung zeigt nur die historische Sexualfeindlichkeit und lässt mich daher relativ kalt. Aber du hast schon recht, es beeinflusst das Unterbewusstsein. Besonders das der Mannsbülder... :-)
2. von Eveline

Ich seh und hör hier gar nix deutlich...
Riechen tu ich auch nichts...

Aber das ist nur so, weil ich eine Banausin bin und üüüüberhaupt nix versteh davon... :(

Huggels zum schönen Abend!!

vom 22.12.2005, 21.17
1. von erowyinn

herrlich, lieder auf solche weise zu zerlegen. alleine kann ich das leider nicht, brauche dazu immer einen, der mit dem finger drauf zeigt, sehe es dann aber sehr deutlich und behalte es auch im gedächtnis ... in der fünften klasse mein musiklehrer hat sowas ständig gemacht, mit allen möglichen werken. die klasse mochte es nicht, aber er war es, der auf diese weise damals meine liebe zur musik geweckt hat ...

vom 22.12.2005, 12.07


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