Ausgewählter Beitrag

Über RAF, Reue und Rache.

Heute Abend habe ich mich ein bisschen durch die RAF-Geschichte gelesen. Als Folge der Nachricht, dass in Deutschland über vorzeitige Entlassung von Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar diskutiert wird. Über die Diskussion weiß ich nicht viel und zu einer Meinung kann ich mich auch noch nicht richtig durchringen. Aber ein paar teils subjektive Gedankengänge will ich hier notieren.

Eine Meinung könnte ich nur bilden, wenn ich wüsste, wie die beiden Ex-Terroristen jetzt denken. Wenn es stimmt, dass diese Menschen nichts bereuen, empfinde ich sie als sehr suspekt. Die Frage ist, ob sie sich reulos geben um ihr politisches Gesicht nicht zu verlieren, oder weil sie selbst den Gedanken an einen ideologischen Irrweg, der auch ihr Leben verpatzt hat, nicht ertragen. Kann aber auch sein, dass sie zu menschlichen Empfindungen gar nicht mehr fähig sind. Oder sie bereuen doch, haben aber nicht genug Größe, dies zu äußern. Alles ist möglich.

Reue sei keine juristische Kategorie, sondern eine theologische, sagt der Berliner Rechtswissenschaftler Uwe Wesel.

Hier spricht der Jurist, aber bei Strafen geht es nicht nur um Gesetzeserfüllung sondern eben doch um moralische Prinzipien der Gesellschaft. Ich fände es falsch, ja regelrecht eine tragische Fehlentwicklung, würde die Justiz den Begriff der Reue ganz ausklammern.

Ein zweites großes Thema in diesem Zusammenhang wäre das der Rache.

Mit fiel auf, dass in der deutschen Öffentlichkeit, wie im  ORF-Bericht zu lesen, sehr stark auf die Meinung der Opfer-Angehörigen hingewiesen wurde. Das zeigt, dass trotz aller Zivilisiertheit Strafe für weite Teile der Gesellschaft immer auch staatlich legitimierte Racheausübung ist.

Wieviel Rache beinhaltet Strafe eigentlich in den Köpfen der Menschen? Für mich beantworte ich das so: Solange ich nicht selbst Opfer oder Angehörige bin, gar keine! Strafe ist nur Konsequenz eines falschen Tuns und sonst nichts. Sie sollte mit dem Wegsperren um die Gesellschaft zu schützen nicht in einen Topf geworfen werden. Aber das ist ein anderes Kapitel.....

Nickname 29.01.2007, 23.38

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von francesco

nachtrag:
sinnlos jedenfalls die extremste form der strafe: die todesstrafe.
sie schreckt niemand ab, keinen affekttäter im familienkreis, keinen auftragskiller der mafia, keinen triebtäter. nach dem übertragungen der hinrichtungen steigen in den usa angeblich die gewaltverbrechen.

ist reue die voraussetzung einer vorzeitigen begnadigung der raf-leute?
sie können heute kaum mehr schaden anrichten, auch keine neue linke terrorszene aufziehen.
was wurde eigentlich aus den leuten, die in deutschland die ausländerheime abgefackelt haben.wieviel jahre haben sie bekommen, hat man sie erwischt? ich hab das nicht so verfolgt....

lg aus wien
francesco

vom 31.01.2007, 13.30
3. von francesco

strafe ist vor allem rache. befriedigung des bedürfnisses reagiert zu haben. strafe ist in den seltensten fällen wiedergutmachung. wie sollte die auch aussehen im falle eines mordes, eines terroristischen aktes.
strafe ist auch demonstration des gewaltmonopols des staates. zweierlei maß für prügelnde ausländische jugendliche und ausländer prügelnde polizisten.
gewalt macht mich sowieso ratlos.
erziehung, sozialisation, umstände, gründe, historische, soziale, politische dimension,
wo lässt sich mit gewaltprävention ansetzen.
habe einmal einen film gesehen, indem eine gefängnisleitung in australien (glaub ich) die repressionen bei vergehen verschärfte bis das gefängnis buchstäblich explodierte!
was man zu den raf-leuten sagen soll?
ich hab damals mit sympathisanten diskutiert. es war ein politischer irrweg, wir hatten nie eine den lateinamerikanischen guerilla vergleichbare situation, eine kleinzelle war isoliert und isolierte sich mit den anschlägen immer mehr.
resultat: ausbau des überwachungsstaates. an den selbstmord in stammheim haben wir damals nicht geglaubt, ebensowenig wie an den des briefbombenmörders franz fuchs. das sollte mit personen ein problem aus der welt geschafft werden.
was denken die noch inhaftierten wirklich? wäre es besser, sie würden viel von reue reden und sich dadurch sympathischer machen?
wer mord rechtfertigt, auch wenn er gegen leute wie schleyer geht, der damals in der tschechoslowakei ein hitler-statthalter war, ist mir sowieso suspekt. einzige ausnahme vielleicht der
sog. "Tyrannenmord", auch da könnte ich mir schwer vorstellen, dass ich den selber begehen könnte.
interessante frage:
was wäre geschehen, wenn georg elsner hitler 1939 in die luft gesprengt hätte? (wie) hätte es den lauf der geschichte verändert??
:( :( :(

vom 31.01.2007, 13.19
2. von Bärenmami

Hier MUSS man m.E. von Reue reden bzw sie erwarten können...es ging immerhin nicht um eine einzelne Tat oder eine aus dem Affekt. Gewalt sollte in die Gesellschaft hereingetragen werden. TERROR! Somit waren es nicht nur Taten den eigentlichen Opfern gegenüber, der Rahmen war größer gesteckt..
Reue als Entscheidungshilfe für frühzeitige Entlassung ist nicht immer ein Faktor. Bei einer Tat, die sich gegen einen ganz bestimmten einzelnen Menschen gerichtet hat, geht zB vom Täter für andere keine Gefahr aus. (Wegsperren heißt ja nicht nur Strafe, sondern auch Schutz für die Gesellschaft).
Diese Menschen haben im Namen politischer Ziele, die aus heutiger Sicht sicher kaum noch verständlich scheinen, Gewalt gegen die Gemeinschaft ausgeübt, auf Kosten Einzelner, aber Ziel war das Ganze. Es muß sehr wohl hinterfragt werden, inwiefern von diesen Menschen auch bei veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen noch eine Gefahr ausgeht. Für mich geht es also, so wie Dir, nicht um "Rache". Und auch den Hinterbliebenen bringt der Rachegedanke ihre Lieben nicht zurück. Wenn die nicht loslassen können kreist für sie allerdings alles noch um Rache, auch Jahre später. Das hab ich im Kleinen in meinem Umfeld beobachten können, nach einem tödlichen Verkehrsunfall mit Fremdverschulden.

Ich habe eine Sendung zum Thema gesehen und stelle mir eine ganz andere Frage. So wie ich diesen Mann im Gespräch gesehen habe muß vielmehr hinterfragt werden, ob er überhaupt "draußen" leben kann. Ich habe einen kaputten Menschen gesehen, der vielleicht nicht für sich sorgen kann.

lg Barbara

vom 30.01.2007, 09.05
1. von Karin

Grundsätzlich sollte die TAT ausschlaggebend für ein Urteil sein. Ob sie es bereuen, ist eine andere Sache (es ist ja wünschenswert, hat aber in meinem Augen nichts mit der Verurteilung der Taten zu tun). Und auch Rache der Opfer oder Angehörigen der Opfer hat hier nichts zu suchen bzw. sollte das Urteil nicht beeinflussen.
Fakt ist, dass sie Menschen getötet haben (und da spielt es zunächst einmal keine Rolle, aus welchen Motiven - die Motive können bekanntlich helfen, eine Tat aufzuklären; aber das entschuldigt doch nichts!!). Das heißt, sie haben es sich erlaubt, eigenmächtig über Leben und Tod von Menschen zu entscheiden, wozu KEIN Mensch befugt ist. Sie haben sich das "Recht" genommen, Menschen das Leben zu nehmen, die sicherlich noch eines gehabt hätten.
Und dafür müssen sie bestraft werden. Ist doch logisch, oder?
Ohne mich ganz ausführlich mit der ehemaligen RAF und nur überblicksmäßig mit diesem Fall auseinander gesetzt zu haben, kann ich das so sagen. Weil es doch eigentlich einleuchtend ist bzw. sein sollte! Die ganze Diskussion über Begnadigung usw. verstehe ich einfach nicht. wut

vom 30.01.2007, 02.05
Antwort von Nickname:

Liebe Karin, es ging mir nicht um das Urteil sondern um das was 24 Jahre später ist. Vorzeitig begnadigen oder nicht, nur das, und da erst wird die Reue ein Thema!
 Vielen Dank für Interesse und Kommentar! :-)
*winke*


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