Thema: beruflich
zäh...
04.10.2005, 13.03 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Keine Angst vor der Notenlehre....
Dieses Jahr habe ich es erstmals übernommen, Musikkunde für zwei verschiedene Altersstufen auf ganz neue Weise zu unterrichten.
Der bisherige Lehrer war zu sehr dem alten Schema zugeneigt und das bedeutete für die Schüler:
Frontalunterricht
Vortrag des Stoffs
Tests und Prüfungen wie in der Pflichtschule.
Es passte aber einfach nicht mehr zur heutigen Auffassung von (halb)freiwilligem Unterricht in der Freizeit. Außerdem eignet es sich grundsätzlich nur bedingt zur musischen Erziehung die ja das Leben bereichern soll, anstatt noch mehr Leistungsdruck auszuüben. Es reicht schon der Übungsdruck am Instrument, ohne dem geht natürlich leider gar nichts.
Kurz und gut, ich ändere alles und verwende kaum eine von den drei oben erwähnten Komponenten.
Statt Frontalunterricht sitzen wir alle im Kreis. Ohne Tische, nur mit Schreibunterlage und Buch bewaffnet, beide kann man bei Aktionen einfach auf Stuhl oder Boden legen.
Statt reinem Vortrag gibt es Agieren und Reagieren. Einfach tun und dann notieren. Ganz einfach *ggg* naja, nicht wirklich.... aber immerhin wird vieles in Spielen geübt und vertieft. Ist natürlich auch ein gewisser Leistungsdruck, gegeben durch Versagensängste vor den Mitschülern... aber das macht trotzdem mehr Spaß als früher, hoffe ich wenigstens!
Und ein paar Ängste braucht der Lehrer, glaubt mir. Sonst tanzen die Mäuse einem auf dem Kopf herum ;o)
Dann noch etwas ganz neu: Teilweise sollen Schüler mitunterrichten. Und zwar alle, keine Hyrarchie ...pfff...*fürcht*... *ggg*... nein, ich fürchte mich nicht.
Tests, Prüfungen und tierischer Ernst sind abgeschafft. Wenn ich weniger Stoff schaffe und das ist zu erwarten, dann gleicht sich das durch wirkliches Wissen aus, damit meine ich durch Logik statt reinem Auswendiglernen, und auch durch Hören und Spüren, also durch das musikalische Gefühl.
Wenn jemand will, ich kann auch hier im Blog ein wenig Notenlehre unterrichten *ggg* Wer meldet sich an? ;-)))
Aber die aktiven Spiele werma hier nich schaffen. Macht das was?
27.09.2005, 07.55 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Antwort auf einen Kommentar:
Betrifft: Diesen Beitrag
Lieber Meister, ich höre die Signale aus deinen Worten und du hast ja einerseits recht.
ABER:
Es muss beides geben, die Breite und das Elitäre. Die Breite sollte im Gruppenunterricht in den Schulen abgedeckt werden. Qualitativer Unterricht kann in der Instrumentalpädagogik aber nur im Einzelunterricht erfolgen. (Mit Ausnahme der ersten 2 Jahre, danach entwickeln sich die Kinder zu individuell) Den Gruppenunterricht in der Pflichtschule gab es auch, zwar nicht überall, aber doch. Bis die jetzige Regierung bei den Kindern alle Freigegenstände strich. Alle, einfach ratzeputz wegrationalisiert. Stell dir mal vor, der Jugend wird weggenommen, aber für die Anschaffung von Eurofightern sind zugleich Milliarden da. So agierte schon vor Jahren unsere schwarzblaue Regierung *schon wieder die haare aufstelle und mich schüttele*
Was die Aufnahmebedingungen betrifft, geht es tatsächlich elitär zu. Die Regierung stellt eben zu wenig Dienstposten zu Verfügung. Aber es ist dann doch nicht arg mit der "Starschmiede" wie du anzunehmen scheinst. Ich unterrichte nicht sehr streng, weiß, wieviel die Kids meist zu tun haben. Durch die neue Ganztagsschule oder, in anderen Schulen die nachmittägliche Lernbetreuung, gibt es demnächst kaum noch Absolventen mit Hochschulreife. Wann sollten sie denn so viel üben wie nötig ist? Nach 9 Stunden im grauen Schulgebäude will jeder zu Hause nur noch herumlümmeln, ist doch menschlich und berechtigt!
Österreich wird bald kaum noch einheimische Musiker haben, das wage ich zu wetten!
15.09.2005, 11.40 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Eignungstests an der Musikschule
14.09.2005, 23.51 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Gewürdigt schon, aber.......
Engelbert formuliert in seinem Blog am Ende eines Beitrags folgendes:
Wir Menschen, ich eingeschlossen, sind oft sehr visuell veranlagt. Angesprochen durch Farben und Licht. Großartige Dinge sind es, die bestaunt werden wollen. Man sieht den Künstler auf der Bühne, ohne an die Menschen zu denken, die drei Mal mehr Zeit aufwänden, diese Bühne zu bauen und all die Dinge tun, damit einer im Rampenlicht stehen kann.
Hier muss ich ausnahmsweise mal fest den Kopf schütteln und widersprechen. Außer er meint Künstler aus dem Popularbereich, dann stimmt es doch teilweise. Aber niemals was die darstellende oder musikalische Kunst betrifft und der Begriff "Kunst" ist diesmal bewusst dem populären Interpreten provokant entgegen gestellt.
Der die Bühne aufbaut ist normalerweise ein beamteter Bühnenarbeiter. Er schiebt Kulissen, sitzt in der Kantine, baut um, sitzt in der Kantine und baut schließlich wieder ab. Bei Proben schaut er auf die Uhr und bleibt meist keine 3 Minuten länger als seine Arbeitszeit verlangt. Dann bekommt er 14 Monatslöhne, nicht sehr hoch, aber doch sicher.
Der Musiker oder Schauspieler bereitet seinen Auftritt monatelang vor. So lange, dass man es gar nie angemessen bezahlen könnte, zumindest bei den nicht berühmten Künstlern ist es, umgesetzt auf das Jahresgehalt nicht immer mehr als der Bühnenarbeiter verdient. Das Gehalt ist auch nicht sicher und hängt davon ab, ob der Künstler fehlerlos (!) funktioniert. Zwei Versprecher in einer Aufführung oder zwei schräge Töne beim Musiker und schon wird man herunter gemacht. Für künstlerisch schwach gehalten oder es wird kolportiert, man sei fertig und baue ab, man verdiene es nicht, engagiert zu werden, habe wohl Protektion weil man trotzdem spielen dürfe und was weiß ich nicht alles. Das ist so gang und gäbe. Uns schon gibt´s kein neues Engagement mehr.
Ich bin vom Fach, war im Theaterorchester tätig (als Substitut) und habe bei halbszenischen Madrigalkomödien und einer zeitgenössischen Oper auch auf der Bühne mitgewirkt.
Stellt euch vor, einmal hatten wir eine musikalische Renaissancekomödie, die wir schon etwa 10x auf Deutsch aufgeführt hatten extra für nur einen Auftritt in italienisch auswendig gelernt. Es wurde zwar viel gesungen aber auch mit Zwischentexten und Szenen aufgelockert. Wir fuhren dann ca. 800 km nach Bergamo und mussten zu unserer Überraschung erleben, nur zwei Zuseher zu haben. Ein Liebespaar, sie saßen in der letzten Reihe Galerie, sonst war nur der Buschauffeur, der Regisseur samt seinem Kollegen und 3 Angehörige da die mitgefahren waren! In einem Schloß mit Theater so groß wie ein Kinosaal. Wir spielten ohne mit der Wimper zu zucken mit dem gleichen Elan wie sonst. Solch ein Risiko (auch finanzielles Desaster) gehört eben dazu.
Ein anderes Mal in Mestre vor Venedig: Nur ca. 12 Leute in den ersten beiden Reihen des durchschnittlich großen Theaters dort. Das war übrigens eine unvergesslich schöne Aufführung, sehr bereichernd für uns Darsteller, denn die anwesenden Italiener versuchten, den ihnen peinlichen mangelnden Besuch durch besonders frenetischen Zwischenapplaus und spürbares "Mitgehen" wett zu machen.
Was den Musiker im vergleich zu dem der die Bühne aufbaut betrifft, kann man sagen: Bühnenarbeiter 2 Stunden Dienst mit teilweiser Anwesenheit, Solomusiker im Schnitt etwa 90 Stunden Vorbereitungszeit pro 10 Minuten des Konzertes. Gage: Der MusikerSTUNDENlohn dürfte, wenn man die Gesamtarbeitszeit, also die Vorbereitung mitrechnet so durchschnittlich um die 50 Cent liegen. 2 - 3 Stunden davon sind durch Lampenfieber derart stressig, dass viel mehr Musiker tablettensüchtig werden, als der Durchschnittskonsument ahnt.
Ein durch und durch idealistischer Beruf ist das, besonders was den Solisten betrifft, aber auch bei Kleingruppen kann man das auf jeden Fall sagen.
Wohlgemerkt, ich schrieb vom Durchschnittskünstler (ca. 90%) und nicht vom berühmten Star.
Probenfoto für "La veglie di Siena" von Orazio Vecchi (1550 - 1605 Modena) mit Regisseur und Sängerin. (Etwa 1992)
12.09.2005, 20.27 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
geschafft
......diese Überschrifft ist im doppelten Sinn gemeint. Gestern war unser Schülerkonzert - gespielt wurde Blockflöte und Gitarre - und wir haben es eben... geschafft. Ich bin´s aber auch...*g*
Die lieben jungen Künschtler haben unerwartet wenig falsch gequakt gespielt!
Haaaaaah, herrlich, vorbei. :-)
Der Saal mit etwa 150 Plätzen war "knackevoll" einige standen sogar.
Es ist gar nicht so schlecht gegangen und es gab sogar einige sehr gute Momente. Aber insgesamt war es eine durchschnittliche Veranstaltung. Und dieses "durchschnittlich" bedeutet auch: Es war durchschnittlich zu lang *gg*
Aber dann fiel mir ein, ich könnte bei der Verabschiedung des Publikums etwas über einen Aspekt solcher Veranstaltungen sagen, über den vielleicht zu wenig nachgedacht wird.
Nämlich über die Stärkung der Kinder, wenn sie so einen Stress, wie dieses Vorspiel immer ist, erfolgreich bewältigt haben. Ich wies darauf hin, dass solche Erfahrungen sie auch lernen lassen, weniger Angst zu haben vor einer Gruppe Menschen den Mund aufzumachen. Sie besser befähigt, etwas zu präsentieren, sich darzustellen. Und ganz sicher stärkt es das Selbstbewusstsein. Damit erklärte ich den Zuhörern, warum ich keinen Schüler ausschließen wollte und nun waren spürbar alle wegen der Länge versöhnt. (fast eineinhalb Stunden ohne Pause...tja.....dabei hatten wir nur kurze Stücke gewählt.)
Heute fühle ich mich erschöpft, habe nach all dem Extrastress Fieberblasen und bin verschwollen. Das ist blöd und ich werfe mir vor, dass ich nicht so belastbar bin wie andere....
So, auf zu neuen Taten! Jetzt bekommen sie wieder etwas Neues auf und weiter geht´s... :-)
11.05.2005, 12.48 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Nun lasst mich mal jammern...
Heute habe ich furchtbar stressig gearbeitet, zeitweise in 4 Räumen gleichzeitig unterrichtet, pffffffff...und die Schüler länger da behalten als ausgemacht, weil so viele nicht fehlerlos musizieren konnten. Draußen warteten schon die Eltern um ihre Kinder abzuholen. Aber es galt noch zu feilen, hier noch letzte Tipps zu geben, da zu erklären wie man manches noch mal übt...und das alles unter Zeitdruck.
Bin fertig.
Morgen haben wir Schülerkonzert des 2. Halbjahres und die können alle nicht genug. Ist mir echt so arg noch nie passiert. Jetzt habe ich versucht, in alle noch so viel Können wie möglich hineinzustopfen....und das natürlich mit den gewohnten lockeren Scherzchen. Denn der Schüler will ja bei Laune gehalten werden, ist doch "freiwillige" Arbeit. Scherzchen - die habe ich mir heute wirklich aus den Fingern gesogen und die positiven Bestärkungen waren meist nur aus Vernunft gesagt. Schuld an dem eventuellen Desaster ist die 5-Tagewoche, die vielen Feiertage gaben mir noch den Rest. Wie soll man Musiker heran bilden, wenn Kinder täglich erst um 16 Uhr müde aus der Schule kommen? Dann noch konzentriert üben, das tun nur noch die wenigsten.
09.05.2005, 21.01 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL