Blogeinträge (themensortiert)

Thema: nachdenklich

Glüchsbarrieren

Ein kleines afrikanisches Dorf, weit abseits. Die Menschen hatten nicht viel, aber sie waren fröhlich, mehr noch, sie wirkten sogar recht glücklich. So war ihr Leben immer schon gewesen und sie kannten gar nichts anderes.
Aber eines Tages kam ein Fremder. Er erzählte von der Welt aus der er kam, von den Reichen und was man dort so alles besaß.
Es kam, wie es kommen musste. Die Einwohner des Dorfes verglichen ihr Leben mit dem der Anderen. Nun konnten sie ihr eigenes Leben nicht mehr so betrachten wie zuvor, Unzufriedenheit machte sich breit. Sie hatten ein Stückchen ihres Glücks verloren.

Diese Episode aus dem Buch "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" von François Lelord hat mich sehr aufgerüttelt und ich habe sie nie mehr vergessen.

Sich zu vergleichen macht zu einem gewissen Grad unglücklich!

Leider sind wir Menschen aber auch so beschaffen, dass wir im umgekehrten Fall, nämlich, wenn wir im Vergleich sehen, um wie viel besser es uns doch geht, nicht unbedingt glücklicher werden können. Höchstens mal kurz dankbar. Aber das war´s dann auch schon.

Womit ich beim Anlass für diese Zeilen bin.

Wohnt ihr schön? Seid ihr zufrieden mit eurer Wohnung / eurem Haus? Oder leidet ihr darunter, wünscht euch sehnsüchtig etwas Besseres? Vielleicht fühlt ihr sogar drückende Beengtheit?

Hach, kommt doch mal mit und schaut euch das an, aber ich wette, es würde diejenigen, die unzufrieden sind, nicht glücklicher machen. Wir sind halt nun mal so beschaffen, wir Menschen und das ist wohl kaum änderbar.

Das Glück findet sich eben nicht im Materiellen und wenn mal doch, dann dauern solche Glücksgefühle immer nur sehr kurz.

Wohnen mit Platzproblem

Nickname 11.03.2013, 01.32 | (6/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

Schubladendenken

Keiner von uns ist davor gefeit. Ich erzähle jetzt mal, wie ich mich unlängst dabei erwischte.

Ich wohne nahe der Kirche und eines Tages geschah da was:



Nanu? Was machten die denn da?



Sie stellten doch tatsächlich eine Hostie auf, anstatt eines Kreuzes.

Sofort schoss mir ins Hirn, wie das doch komisch ausschauen würde! Das wirke doch sehr sektenhaft! Innerlich schüttelte ich den Kopf über diese komische Idee.

Und genau da ertappte ich mich. Ausgerechnet ich hatte jetzt spontan ablehnend reagiert, wo ich doch früher so leidenschaftlich die Wahl des Kreuzes als Christensymbol bemängelt hatte. Weil es negative Assoziationen auslöst und gegenüber dem eh schon von Schuldgefühlen geplagten Gläubigen als Druck- und Machtmittel missbraucht werden kann und auch missbraucht wurde.

Tja, der Pfarrer hat sich wohl Gedanken gemacht!

Man muss stets auch sich selbst gegenüber wachsam bleiben....

Nickname 30.11.2012, 00.31 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Zu Allerheiligen

Liebe Eltern.
Ich schreibe euch, obwohl ich nicht denke, dass ihr das mitbekommt.
Und trotzdem will ich euch jetzt sagen, dass ich nun besser verstehe, wie sehr ihr durch eure eigenen Kindheit und Jugend geprägt wart und daher nie anders handeln konntet, als ihr es tatet. Es war nicht gerade alles gut, ich empfinde inzwischen aber deutlicher, wie sehr ihr euch ja doch bemüht hattet.

Ich kann nicht mehr trauern, stand vor eurem Grab und empfand nichts.
Jedoch eines weiß ich sicher: Ihr macht euch nichts daraus, denn ihr seit weit weit weg von allen Verstrickungen dieser Welt. Ihr steht seit eurem Eintritt in die andere Sphäre da weit drüber. Und ich weiß auch, dass es euch vollkommen egal ist, wie euer Grab aussieht.
Vielleicht würdet ihr sogar darüber lächeln, wie bemüht ich die letzte Ruhestätte eures Körpers hergerichtet hatte, obwohl ich währenddessen nur dachte, es würde es ja eh nur für die Leute rundherum geschehen, eben damit die nichts zu lästern hätten.

Ich glaube, ich schon bin in Sachen Versöhnung mit euch schon etwas weiter. Und das ist doch das Wichtigste.

Nickname 01.11.2012, 23.46 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Aschenputtel heute.

Gerade hatte ich mich im Freibad niedergelassen und mich erstmal umgesehen. Dort irgendwo im Wasser weinte ein Kind ganz inbrünstig und ich hatte schon jenen bis zu den Schultern im Wasser stehenden Vater mit dem kleinen Buben im Arm im Verdacht, wurde mir doch unlängst erzählt, da sei einer, der seinen kleinen Sohn streng ertüchtigte, statt ihm einfach nur Freude am Planschen zuzugestehen.

Aber es war dann doch ein etwa sechsjähriges Mädchen das da eben mit Schwimmreifen angetan hinter dem Baum hervorkam. Gerade dem Wasser entstiegen, schritt sie nun heulend die kleine Anhöhe hinauf der Mutter zu.
Die aber blieb mit ihrem jüngeren Sohn am Schoß ruhig sitzen, nahm seitlich ein Handtuch, wickelte es mit der linken Hand um die Hüften des Kindes und legte ihr noch ein zweites über den Kopf und hieß sie neben sich sitzen. Das Mädchen bebte mit den Schultern vor lauter weinen, es konnte sich kaum beruhigen, aber die Mutter war schon wieder mit ihren Gedanken woanders. „Zieh dich um“ hatte sie nur kurz gesagt, soviel bekam ich noch mit, „du wirst dich verkühlen“. Der um einiges jüngere Bruder hatte nur sehr kurz und teilnahmslos zur Schwester hingesehen und sich gleich wieder seinen eigenen Belangen zugewandt.

Einen Vater gab es dort auch, gleich daneben an der gelben Sitzbank stehend, aber ich hatte Mühe, ihn als solchen zu identifizieren, so emotionslos wie er sich gab, er blickte eigentlich nur teilnahmslos in die Gegend.
Es war dann der Sohn, dem er lächelnd zusah, weil der nun zu den fremden Leuten mit dem Baby hingelaufen war, um mit ihnen zu reden und auch die Mutter registrierte diese Aktivität genau und mit einem gewissen Stolz.

Das kleine Mädchen hatte inzwischen unbeholfen sein Kleidchen übergestreift, mit deprimiertem Gesichtsausdruck versuchte sie es nun umständlich mit dem Höschen, aber sie schaffte es nicht. „Mama!“ Da bekam sie es von der Mutter schnell mal umgedreht.

Etwas später machte ich mich zum Schwimmen auf, watete langsam ins Tiefe, blickte mich noch mal um und da saß sie. Regungslos auf der gelben Sitzbank knapp über dem Ufer, Einsamkeit ausstrahlend, blickte dieses wirklich noch sehr kleine Mädchen mit sehr ernstem Blick über den See und ich vermeinte zu fühlen, was sie ganz diffus zu empfinden schien: `Ich kann mein Leben auch alleine durchstehen...´

Schwimmend dann, schimpfte ich in Gedanken die Eltern. „Ihr werdet schon noch sehen was da rauskommt wenn ihr euer Kind nicht tröstet, so macht ihr sie kaputt! Es wird euch noch gereuen, falls ihr überhaupt jemals verstehen werdet, was ihr da im Alltag so alles unterlassen habt, aber vermutlich werdet ihr später, dann, wenn es längst zu spät ist, überhaupt gar nichts kapieren!“

Es hat mich tief bewegt. Als wenn mir meine eigene Kindheit vorgeführt worden wäre. Mit geliebterem jüngerem Bruder, hach, ganz gleich war es bei mir, auch ich, stets ungetröstet. Mütter lieben ihre Söhne ja oft mehr als die Töchter.

Ich hatte einen Blick auf ein Mädchen erhascht, das sich grad mit seiner Einsamkeit arrangierte, wusste von der inneren Nische in die sie zu flüchten im Begriff war und die immer mehr zur Gewohnheit werden würde, emigriert in ein inneres Nest, aus dem sie lebenslang nicht mehr entkommen würde können.

Aber vielleicht hatte ich auch überinterpretiert, wer kann das wissen, ich auf jeden Fall am wenigsten.

Nickname 26.08.2012, 01.52 | (7/4) Kommentare (RSS) | TB | PL

Zum neuen Header

Die Gier nach Macht und persönlichen Erfolgen
läßt die Menschen nüchtern und gleichgültig werden.

Anton Pawlowitsch Tschechow


Die Gier des Menschen zerstört unseren Planeten.
Das weiß aber ja schon jeder, darum ist dieser Satz nur noch ein Gemeinplatz.

Das Zitat Tschechows geht einen Schritt weiter. Es drückt mit nur einem Satz aus, auf welche Weise Machtstreben den Menschen verändert, mit allen Konsequenzen, auch für das Umfeld.
Maß des persönlichen Erfolges ist für viele die Anhäufung von Besitz. Es handelt sich wohl meist um eine Ersatzhandlung auf Grund eines anderen Mangels und den gilt es aufzudecken um etwas zu ändern.


Nicht gestillt wird die Gier durch Geld, so wenig wie der Durst durch Salzwasser.

Aus Indien 

Und so dreht sich alles immer schneller, man strebt danach, sich noch tollere Ablenkungen leisten zu können und bedarf stärkerer Reize für sein vermeintliches Glück.

Grenzen sprengend, treibt es uns schließlich irgendwann ans bittere Ende.

Mehr Innenschau würde vielleicht helfen. Und auch eine Besinnung auf das, was uns in unseren frühen Jahren Zufriedenheit beschert hatte. Meist war das ein gutes Wort der Mutter oder auch des Vaters.

Vermutlich suchen wir alle immer nur nach dem verlorenen kindlichen Wohlgefühl, das stark den Körper und die Seele durchströmte, wenn wir die menschliche Wärme einer bedingungslosen Liebe erleben durften.

Auf dem Header sieht man um mich herum das Biotop eines Tümpels, eigentlich Sumpf, der, schon bis über die Gürtellinie reichend, freiere Schritte verhindert. Irgendwo schwimmt eine alte kaputte Uhr als Symbol für ungenützte Zeit. Da liegen außerdem auch Perlen, die kann man auf verschiedene Weise deuten, jeder, wie er empfindet. Das kleine Reptil ist eigentlich ein schlimmes Ungeheuer, nur nehmen wir das zu selten so richtig wahr.

Ich habe auch meine Laster. Aber materiell bin ich nicht. Ich brauch nicht mehr als ich habe und könnte auch mit weniger leben. Was allerdings leicht gesagt ist wenn man keine finanziellen Sorgen hat, das gebe ich gerne zu.

Nickname 23.05.2012, 01.54 | (5/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Blogkrise....

Ich sitze vor dem Bildschirm und denke ans Bloggen.
Nichts geht.

Wer hat mir den Zensor ins Hirn geschickt??!

Ich war´s nicht, bitteschön!

"Interessiert eh kein Schwein"
"Wenn schon, dann aber nur mit Tiefgang, bitte."
"Du bist immer zu oberg´scheid!"
"Hats auch Neuigkeitswert?"
"Blödeln geht nur, wenn man täglich Kontakte pflegt, weil nur für die verständlich/aushaltbar, also kusch!"
"Wennst selten bloggst, kannst aber dann nicht nur schnell schnell einen Satz hinwerfen."

So trötet es in mir rum und ich höre zu und schweige.

Früher bloggte ich wirklich ohne Skrupel was mir grad in den Sinn kam. Einfach nur für meinen eigenen Spaß. Leidenschaftlich hing ich am Blog, wie an einer Nadel. Und da konnte ich furchtbar kindisch sein, dann wieder bierernst, mich ereifernd, traurig, schrill, nachdenklich, frech, politisch, obergscheid, auch mal kreativ... einfach von der Leber weg tat ich hier rum, ohne viel Gedanken daran, was man von mir denken könnte und es machte so sehr Spaß....

Was ist passiert? Das frage ich mich schon länger.

Ich habe unterwegs was verloren, würde es aber so gerne wiederfinden.

Darum wühlte jetzt ein wenig herum und fand dies. 2005 war das! Damals hätte ich nie gedacht, dass ich 2012 überhaupt noch bloggen würde. Hach, und wie schnell die Zeit vergangen ist!
Sehr viele Leser und Freunde sind seitdem weg. Logisch, ich schaute ja auch nicht mehr zu ihnen rüber. Sie waren nie Strandgut eines Hobbys, sie waren mir trotzdem wertvoll gewesen! Und ich hatte so viel von ihnen profitiert!
Und doch habe ich sie verlassen, Ich war´s in Wahrheit, die ging.

Nichts geht, ich bleibe aber noch ein bisschen, kanns nicht ganz lassen. Mal sehen, wohin die Reise noch gehen wird.

Nickname 24.04.2012, 00.33 | (5/5) Kommentare (RSS) | TB | PL

Lebenskunst tut Not

Ich habe jetzt Ferien. Neun herrlich freie Frühlingstage, jedes Jahr geliebt aber nie ganz unproblematisch.
Entweder kommt Verkühlung oder der Hexenschuss und immer die Trauer um das vergehende Leben.
Heuer knabbere ich ganz besonders an der vergehenden Zeit, ist ja nicht mehr lang und dann bin ich wieder ein Jahr älter. Wie kommt das nur, wie verging die Zeit denn nur so schnell?  Und dann sehe ich mir solche Filme an, statt mich raus in das blaue Band des Frühlings zu werfen.

Schön blöd sagt der Verstand, morgen mache ich es besser.

Nickname 01.04.2012, 02.26 | (6/4) Kommentare (RSS) | TB | PL

Danke für die Darlegungen!

"Das Bild des Menschen religiös, spirituell oder wunschgläubig schönzureden, bringt honigsüßen Glibberblub in die Matrix und lenkt den Blick von der menschlichen Destruktivität in einer nekrophilen Gesellschaft der „Kalten Herzen“ ab."

So schrieb Herr Oskar Unke in einem Kommentar.

"Nekrophil" - hab nachgelesen. Boah, welch Übertreibung bei diesem Herrn Fromm würde ich gerne laienhaft schreiben,  und: die spinnen, die Psychologen. Aber.. na gut, die Tendenz ist in Spielfilmen zu beobachten, täglich zur Belustigung Leichen im Fernsehen, ist ja wahr. Und doch: wie übertrieben ausgedrückt, Herr Unke. Ein bisschen Adrenalinsucht findet sich auch bei meiner Katze, das muss man nicht überbewerten, womit die Krimi-Leichen mal abgehakt wären. Was noch in Richtung "nekrophil"? Verstehe ich nicht..

Viola schrieb in ihrem klasse Kommentar: "Niemand ist NUR gut...oder auch NUR schlecht, es gibt immer mindestens einen Gegenpol."
Das stimmt doch so für den "gesunden" Durchschnitt, oder Herr Unke? Huhuu, AUCH gut ist er! Es kommt halt darauf an, wohin man fokussiert!

Viele bemühen sich, dem Guten zu dienen, mir scheint, mehr Menschen als man denkt. Aber andere haben keine Zeit dazu, vor lauter auf sich selbst schauen. Klar doch, diese Tatsache blende ich nicht aus. Und ich denke: DIE sind sicher nicht glücklicher!

Mir geht es bei der Sache um eines:
Hält man den Menschen für schlecht, hat man wenig Motivation, "ihm gut zu sein", und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Und genau da fängt es an. Genau hier beginnt in der Gesellschaft die frustrierende Unfähigkeit zu einem gelingenden Miteinander.

Einer unserer Geigenlehrer sagte mir im Zusammenhang mit der unten beschriebenen Geschichte: "Ich denke, es ist besser für MICH, wenn ich an das Gute im Menschen glaube". Und er fügte an: "Das lasse ich mir schon um meiner selbst willen nicht nehmen!" Ich betrachtete ihn sehr erstaunt. Es war, als hörte ich mich selber reden.

Ja, so ist es! Es entsteht eine Kettenreaktion! Psychologen reden doch so gerne von Spiegelung? Komme ich den Menschen positiv entgegen, SIND sie auch positiv. Ich erlebe es täglich. Und zwar, weil ich es echt so empfinde. Wäre es unecht, würde meine Körpersprache das verraten und Schluss wärs mit den guten Erfahrungen.

Ich bleibe lieber gutdenkend! Und das wird mir Herr Unkerich nicht nehmen können! So. :-)

Nickname 04.03.2012, 02.27 | (8/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

Schlimme Schräglage

Da gab es in Voralberg einen Prozess wo es um das Quälen von Kindern ging.
Die Eltern wurden freigesprochen. Das Gericht erkannte die Überforderung der Eltern an, weil die Kinder schließlich hochgradig gestört seien.

Den Bericht kann man hier lesen.

Ich fasse es nicht! Es ist nicht zu glauben! Das ist ja tiefstes Mittelalter! Als wenn Kinder einfach nur so "gestört" sein könnten, ganz ohne Ursache! Vielleicht denkt da einer gar simpel an missratene Anlagen. Und das im 20. Jh., nach etwa 100 Jahren Psychotherapie, nach unzähligen Abhandlungen über die Ursachen seelischer Erkrankungen infolge verstörender Kindheiten.

Von wegen schuldlose Eltern! Wobei man hier allerdings den Begriff  "Schuld" differenziert betrachten muss, auch Eltern können durch eigene misslungene Kindheit Zerstörtheit in sich tragen die sie weitertragen, weil sie nie etwas aufgearbeitet haben.

Gerade das Verhalten der Kinder zeigt doch, wie viel in dieser Familie schief laufen muss.

Richter lernen nicht einmal in Ansätzen etwas über Psychologie. Vielleicht, weil sie dann nie mehr unbefangen aburteilen könnten? ...Ich weiß, das war jetzt böse... Aber beim oben beschrieben Fall steigt mir die Galle hoch. Na gut, Juristen stützen sich meist auf Fachleute. Aber wo war so einer im oben beschrieben Fall? Oder hatten die Journalisten einfach nur schlampig recherchiert?

Falls alles so stimmt, hoffe ich, diese Familie bekommt möglichst bald einen professionellen Familienhelfer zur Seite gestellt, andernfalls steht es schlimm um die Zukunft der Betroffenen!

Nickname 05.12.2011, 23.58 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Persönliche Allerheiligengedanken.

Gestern hatte ich das Grab meiner Eltern allerheiligentauglich gemacht.

Es war viel zu rupfen, jedes Jahr dringt mehr Schachtelhalm durch die Dachpappe unter den Steinen, wächst aus sämtlichen Fugen und besetzt das kleine Beet stets wieder so schnell, als wollte dieses unselige Kraut mir zeigen, dass es ja doch dorthingehöre.

Einen Elternteil hatte ich so sehr geliebt.. meine Mutter.
Den Vater aber hatte ich gemieden wann ich nur konnte, schon von frühester Jugend an. Und musste mich dann erst recht 7 Jahre lang ganz allein um den Witwer kümmern.

Aber was war heute....

Ich kam hin zum Grab meiner Eltern, hatte zwei Kerzen entzündet und eilte gleich wieder weg. Aufkommende Gedanken nicht zulassend. Nur ja nicht runterziehen lassen in der Düsternis dieser grauen Tage im Zeichen des Nebels.

Die Liebe zu meiner Mutter ist nur noch wie ein Nebel im Untergrund der Seele. Drüber lagern Vorwürfe, wie Schachtelhalm wuchern sie in mir und lassen sich auch nur schwer entfernen.

Bevor sie starb, in dieser schweren Zeit töchterlicher Hingebung während die bösartige Krankheit ihren Körper so grausam verfallen ließ, wusste ich noch nichts. Auch in den Jahren nach ihrem Tod noch nicht.
Erst während der Therapie erwachte in mir das Wissen um das seelisch vernachlässigte Kind das ich schon seit frühester Kindheit gewesen war. Ich hatte ja nichts anders gekannt!

Und nun weiß ich also, woher meine Brüche kommen. Sie werden auch mich bis ins Grab begleiten. 

Als ich den Schachtelhalm an der Oberfläche entfernt hatte, sah ich unterirdische Knospen in Mutter Erde. Und verstehe nun gerade eben dieses Bild: Dass auch die inneren Verletzungen meiner Mutter so waren: Sie wurzelten tief, zu tief um etwas besser machen zu können...

Nicht ausrupfbar ist der Schaden durch vermisste Mutterliebe. 

Und so wächst der Schachtelhalm halt weiter, aber ich habe inzwischen gelernt: Man kann auch mit missliebigen Wurzeln recht gut leben. Man muss sie als vorhandenes Eigentum akzeptieren und lernen sich zu versöhnen.

Ich habe vor, einmal so weit zu sein.

Nickname 01.11.2011, 23.11 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL