Thema: Geschichtchen
Schwanenschule
Alles Laaandgang! Raus aus dem Wasser, marsch marsch!
So ist´s recht. Aber was ist denn das für eine Unordnung da!
Alles aufgepasst, jetzt lernt ihr Disziplin!
Das sieht ja schon besser aus. Aber Moment, nicht so gierig! Ihr habt ja gar keinen edlen Schwanenstil!
Und alles lernt jetzt, den Hals ordentlich zu krümmen, Mama macht es euch jetzt vor!
Du musst beim Fressen stehen, Knuddel! Sieh mal, Muddel macht es schon ganz gut. Aber es wird, schau es uns ab und dann immer feste üben!!
Knuddel murrt. So ein Streber, der doofe Muddel, findet ihr nicht auch?
12.07.2007, 23.25 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Eine Nackte
Weil bei Engelbert gerade das Thema aktuell ist, erzähle ich jetzt eine kleine Episode.
Zur Zeit meines Studiums in Wien war ich viel mit einer Clique unterwegs. Fast alle in der Gruppe waren Mexikaner, ich war die einzige Einheimische und außerdem meist auch die einzige Frau in der Runde. Wir pflegten fast täglich nach unserem Mittagessen in der Mensa in diversen Kaffeehäusern die Leichtigkeit des Seins, wie es eben in lateinischen Gesellschaften üblich ist.
So setzten wir uns an einem schönen Junitag in der Rotenturmstraße ins Freie, direkt unter die hohen typischen Bürgerhäuser der Wiener Altstadt. Alle Tische des Lokals waren bestetzt und auch sonst war die Straße sehr belebt.
Plötzlich blickte einer von uns zufällig nach oben und verfing sich mit erstauntem Blick an dem Haus auf unserer Seite. Unsere Blicke folgten natürlich sofort den seinen und sogleich erschallte von allen Seiten ein ausgelassenes Gelächter.
Oben im dritten oder vierten Stock stand eine splitternackte rundliche Frau mittleren Alters am Fenstersims und putzte unbefangen die Scheiben.
Nach und nach wurden immer mehr Menschen aufmerksam, es bildeten sich Menschentrauben, alle riefen, pfiffen und lachten durcheinander. Aber die Frau bemerkte es nicht und putzte weiter als wenn sie allein auf der Welt wäre. Der Autoverkehr war vielleicht zu laut und eventuell rechnete sie ja auch nicht damit, dass jemand an der Häuserschlucht hinaufsehen würde.
Oder wollte sie es nicht bemerken...? Ich konnte es nicht sagen.
Jedenfalls entdeckte ich bei den Menschen nirgends Unwillen, alle amüsierten sich und waren sichtlich froh, so spaßvoll aus ihrem Alltagstrott gerissen worden zu sein.
Ob die Geschichte interessant ausging? Gar nicht, wie so oft im Leben und so selten im Film. Als sie fertig war, stieg sie runter und war nicht mehr gesehen.
Heutzutage, jahrzehnte Jahre später, könnte so eine Geschichte vielleicht anders ausgehen. Zeitungsartikel, Beschwerden und Anzeige wegen öffentlichen Ärgernisses wären wahrscheinlicher.
Die Gesellschaft ist enger geworden.
02.07.2007, 02.51 | (10/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
An der Tankstelle
An der vorderen Zapfsäule stand ein blitzblanker schwarzer BMW der gehobenen Klasse. Der etwa Vierzigjährige hatte fertig getankt, bezahlt und fuhr nun an.
Ihr würdet es nie erraten wohin er fuhr! In die Waschanlage! Verdattert sah ich ihm nach. Es war übrigens ein Doitscher... *sfg*
Nachdenklich betrachtet ich die vielen Flecken auf meinem Wagen. Der Ahornbaum unter dem ich zu Hause parken muss, hatte wieder ganze Arbeit geleistet.
Ob ich dann gewartet habe um meinen Wagen auch zu waschen? Nö, mir kamen meine Flecken plötzlich irgendwie schön vor. Schließlich gehören sie ganz mir!
01.07.2007, 19.38 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Winziges Malheur
10.04.2007, 01.46 | (8/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Kennt ihr Satan? Nein, wir nix!
"Wie geht´s? Haben Sie noch die Grippe?"
Die Frau bekreuzigt sich. "Nein, Gott sei Dank, nix mehr!"
"Sie haben also auch den Brauch sich zu bekreuzigen? Gleich wie die Katholiken?"
"Jooo, natirlich, bei uns alles wie Katholiken!"
"Nicht alles, die Orthodoxen denken öfter an den Satan, das ist mir in Griechenland aufgefallen."
"Was ist das, Satan!? Nix kennen! Nix Satan in Serbien! Wir denken Jesus, Joseph und Maria, wie Katholiken! Alles gleich, aber nix Satan!"
"Doch, Satan! Das ist der Böse, der Allerböseste ist das, der selbst! Satan ist Luzifer!! Macht mit beiden Händen eine deutlich schwebende Bewegung in Richtung Boden. "Das ist doch der gefallene Engel!"
"Nix beten wie Moslems zum Boden hinunter, nein, wir wie katholisch!"
Denkt nach.
"Die Krampusse im Advent!"
"Nix wir haben"!
Hm.....
"Denken Sie an diese Geschichte da in der Bibel: Jesus ging in die Wüste und da hat einer gesagt: 'spring Jesus, dann kannst du alles haben' das war dieser Satan! Oder Teufel sagt man auch. Na?"
"Ah diese, ah so ja." Blickt sehr ernst. "Aber ich nix so viel denken, nur Jesus, Maria und Joseph! Ich Freitag essen zum Beispiel immer nur Fisch, deswegen nix denken Teufel!"
"Ah so." *grinst heimlich sehr*
Die Frau wendet sich ihrer Arbeit zu.
"Mach ma Ostern, dass Papst kommen in Wohnung." Deutet mit den Händen in alle Richtungen. "Macht Papst Weihwasser alles... ihr nix diese machen?"
"Nicht Papst, Sie meinen doch vermutlich Pope! Nein, wir stellen nur einen bunten Strauß mit Eiern auf."
"Ah jo Pope! Pope kommen und machen die Woche vor Ostern so überall!" Zeigt wie er das Weihwasser sprenkelt.
"Warum, wegen dem Teufel?"
"Mhhm... jo!"
(Da ist jetzt nichts erfunden gewesen)
24.03.2007, 10.13 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
In der Ambulanz 2
23.01.2007, 00.15 | (6/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
In der Ambulanz 1
Etwa 18-jähriger Grundwehrdiener im Wartesaal, das Handy am Ohr.
"Ha?? Was?
Ja eh. Wie? ....Äh....Hm?
Der Hörschutz war verrutscht. Was?
Knalltrauma, ja. Und dieses Tinnitus da. Ha? ... Vielleicht nicht heilbar. Infusionen.
Was? Schatzal, in die Kaserne bringen s´ mich, vielleicht hilft nichts, deshalb Infusionen dort. .... Hm?
Wenn mir was passiert, kannst du siebenhundert haben!! Kannst du sofort haben, siebenhundert, kein Problem! Kannst dir in eine Bananenschachtel stecken und damit machen was du willst, mir egal!
Ha? O.k. Schatz, ja mach ich, pfiat di!
Papa? bist du´s Papa? Was? Ich hab hier keine gute Verb... was sagst? Knalltrauma, vermutlich keine Besserung. Infusionen, Kaserne. Hm? Ja genau.
Versicherung, ja!! Das ist ja das tolle dran, dass ich versichert bin!"
Legt mit fröhlich zufriedener Mimik auf.
23.01.2007, 00.12 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Halloween
01.11.2006, 13.07 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
An der Supermarktkassa
Drei Minuten vor Ladenschluss, der sinnigerweise für 19.31 angesetzt ist. Die letzten Kunden werden höflich zur Kassa gerufen. Ich stehe nun in der Warteschlange zwischen lauter erschöpften Menschen und überlege, was ich wohl noch vergessen haben könnte. Endlich kann ich die Ware auf das Laufband legen, ein paar Handgriffe und ich habe wieder Zeit, die Menschen um mich herum zu beobachten.
Es geht nur langsam weiter. Vor mir ein Ehepaar, das anscheinend unendlich viel Zeit hat. Die Frau mit den schicken Reiterstiefeln beobachtet lässig ihren unansehlichen und um einiges älteren Mann, während der jedes der gekauften Produkte beim Einpacken auswendig zu lernen scheint. Nun beginnt er endlich, nach seiner Brieftasche zu suchen. Er findet sie auch, oh Wunder. Nun nestelt er teilnahmslos in ihr herum, da scheinen unendlich viele Fächer zu sein. Endlich beginnt er, Scheine herauszuziehen. Allgemeines Aufatmen, nur, einige Minuten später steckt er sie wieder zurück um andere herauszunehmen. Kleingeld hat er auch viel, eigentlich zu viel, denn jedes wird nun sorgsam umgedreht. Die Frau hat inzwischen an ihren Haaren ein wenig herumgezupft und ruht nun wieder ganz in sich.
Sorgenvoll betrachte ich mein auftauendes Tiefkühlgemüse und schon fängt eines meiner Augenlieder heimtückisch an zu zucken. Hinter mir höre ich Standbeine wechseln, ansonsten fast unheimliche Stille...
Endlich, das standhafte Paar zieht ab! Ein Chor von nur halb unterdrückten Seufzern wird plötzlich hörbar, ich beeile mich höflich.
"Einige Leute haben viel Zeit, was?" frage ich die mir seit Jahren bekannte kleinwüchsige Kassiererin.
"Die machen das absichtlich, jedes Mal!" antwortet sie resigniert.
"Kommen die den oft?"
"Jeden Tag sogar! Und jedesmal...."
"Die sogenannten feinen Leute, was?"
"Pah, dabei hat die Frau früher sogar bei uns gearbeitet!"
Seltsame Freude, die Leute absichtlich warten zu lassen.....
24.10.2006, 00.29 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Eine Begegnung im Zug
Der etwas klein geratene Teenager hatte seinen um so größeren Rucksack auf dem einzigen freien Platz verstaut. Gedankenverloren waren die 5 Passagiere nach langer Fahrt schon tiefer in ihre Sitze gerutscht, als plötzlich die Abteiltür mit einem Knall aufflog. Wie von Geisterhand stand da einer im Gegenlicht und starrte mit stechenden Augen in die Runde. Die Nickelbrille schien seltsam zu blitzen, als er einige Sekunden reglos alle Anwesenden von oben herab musterte und seine sich kräuselnden schmalen Lippen verrieten Bitternis und Stolz. Sein blasses Gesicht wurde von wirrem, schon ewig nicht mehr gewaschenem dünnen Haar bis zur Schulter umkränzt und im durchscheinenden Sonnenlicht wirkten die fettigen Strähnen wie sich windende glänzende Fadenwürmer. Jeder erstarrte und nichts regte sich in diesem stickigen Abteil. Der Eindringling sah noch recht jung aus, so um die Dreißig, schäbig angezogen stand er da und wirkte verwahrlost. Und doch, die ungewöhnlich aufgerichtete Haltung des überaus mageren Körpers und die verbissene Mimik erinnerten frappant an Lord Voldemort, den finsteren Gegenspieler Harry Potters. Seltsam klug wirkte der Blick, doch ebenso verfinstert und lauernd.
Seine Augen krallten sich am Sitz mit dem Gepäck fest. Mit beißender Stimme rief er nun:
"Wem gehört dieser Rucksack da!"
Betretenes Schweigen. Der kleine pummelige Teenager, der gleich bei der Tür saß, fing sich als erster.
"Mir" sagte er trocken.
"Bist du zu klein, den Rucksack auf den Gepäckträger zu stellen oder was?"
"Ja genau, aber Sie können ihn ja gerne raufheben!" murmelte der Bursche so undeutlich, als würde er seinen eigenen Mut noch bremsen wollen.
"Höre ich jetzt richtig?? Was hast du da Unverschämtes gesagt? Ich soll den jetzt da raufheben?"
"Ja genau, ich bin eben nicht groß genug, komme nicht rauf!"
Unerwarteterweise packte der Neuankömmling nach kurzem Zögern tatsächlich zu und warf den großen Rucksack mit ungeahnter Kraft in die obere Ablage.
Er trug eine schmierige gelbe Lappentasche an der Seite, beim Setzen öffnete er sie gleich und fischte sich drei alte abgegriffene Dreigroschenheftchen heraus. Das passte nun wirklich nicht zu dem Typ! Oder vielleicht doch?
Jeder blinzelte hinüber und gierte heimlich danach, einen Blick auf die Umschläge zu erhaschen. "Der Landser" stand drauf und in den Innenseiten konnte man U-Boote, Abzeichen und sterbende Soldaten erspähen.
Die Mitreisenden entspannten sich ein wenig, obwohl alle unter den vielen Tätowierungen die verräterischste entdeckt hatten. Zwischen Daumen und Zeigefinger prangte ein nach rechts geneigter Wirbel. Es konnte auch ein Stern sein, dessen vier Strahlen sich durch irgend einen unbekannten Einfluss nach rechts gebeugt hatten. Man brauchte nicht viel Phantasie, um darin das Hakenkreuz zu erkennen.
Zu weiteren Beobachtungen blieb keine Zeit mehr, nur kurz und der seltsame Reisende sprang abrupt auf und verließ überraschend eilig das Abteil in unbekannte Richtung.
Ob er in dem Jungen etwa Harry Potter erkannt hatte? Jedenfalls sagte der grinsend zu seinem Freund:
"Hast du gesehen? der Haberer hieß Peter Petzel!" Allgemeines erleichtertes Lachen...
Aber woher wusste der denn das??
(Nach einer wahren Begebenheit)
19.09.2006, 01.36 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL