Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Musik

Was der Musizierende denkt

Weil sich gestern jemand ein wenig darüber lustig gemacht hat:

engelmimik_musizierend.jpg

Was spielt sich im Kopf eines Musikers ab wenn er so dreinblickt?

Vielleicht werden manche jetzt enttäuscht sein, aber da ist meist keine selige Trance. Musizieren ist nicht einfach nur wohlig meditativ, auch wenn es manchmal so aussehen mag.

Es kommt darauf an, ob eine Vorspielsituation ist oder nicht.

Das Ideal der tiefen Kontemplation gelingt nicht oft und außerdem meist nur, wenn man für sich allein spielt. Nur dann ist es für den Spieler einfach nur "ergötzend", wie sich ein frecher Kommentator gestern auszudrücken beliebte. ;-)

Das Gesicht drückt in Wahrheit eher starke Konzentration aus. Der Maler dieses Engels hat das wunderbar dargestellt. (Fotografiert in der Kirche von Klosterneuburg)

Ich schreib jetzt mal auf, was sich so alles abspielt.

Beim Spielen muss man mit den Gedanken immer um ein paar Töne voraus sein, aber alles was gerade passiert trotzdem mitspüren und es doch andererseits auch laufen lassen. Man darf auf keinen Fall gedanklich abgleiten und das ist nicht so einfach. Man hat es in gewisser Weise mit einer abstrakten Materie zu tun und sollte möglichst viel davon auswendig wissen. Zugleich ist der Bewegungsablauf äußerst diffizil, man muss bewusst darauf achten, trotz Lampenfieber locker zu bleiben und sollte nebenbei spüren, auf welche Weise die Musik vom Publikum aufgenommen wird. Denn da gibt es eine Wechselwirkung.
Ist das Publikum freundlich, spielt der Musiker besser, ist es enthusiastisch, wächst er sogar über sich hinaus. Ein langweiliges und kaltes Publikum ist der Horror, man kann dann nur noch kämpfen...

Am allerwichtigsten ist aber, die Gefühle oder Stimmungen die man sich für die Musik vorgenommen hat auch herbeizuempfinden, damit man sie möglichst echt ausdrücken kann.

Auf der Bühne musizieren ist also ein sehr vielschichtiger Vorgang, da bleibt eben manchmal keine Hirnzelle mehr für die Gesichtsmuskeln frei. ;-)

Nickname 01.12.2007, 02.41 | (5/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Noch einmal zu Rigoletto

Unlängst schrieb ich, dass ich die Oper Rigoletto von Verdi nicht so gerne hören würde, weil die Geschichte so traurig sei.
 
Rigoletto ist ein missgebildeter Hofnarr der als Reaktion auf die Diskriminierungen seiner Umwelt und aus Selbstschutz überheblich und rücksichtslos wird. Für seine geliebte Tochter Gilda aber empfindet er eine abgöttische Liebe und er verbirgt sie ängstlich vor dem wüsten Leben am Hof des Herzogs. Sie aber verliebt sich in den adeligen Herrn, wird von den Höflingen entführt und opfert sich schließlich für ihren Geliebten trotz seiner Ausschweifungen und Untreue. 

Es gibt da am Ende der Oper eine unerträgliche Szene, in der Rigoletto, der gegen den Herzog einen Mordaufrag erteilt hatte, hasserfüllt vor dem Sack mit der vermeintlichen Leiche seines Opfers hockt. Als er den Sack aufbindet um den Feind tot zu sehen, findet er aber seine über alles geliebte Tochter darin. Sie war an des Herzogs Stelle erstochen worden.

Die Verzweiflung kommt dramatisch zum Klingen. In den üblichen Inszenierungen singt Rigolettos Tochter Gilda dann noch aus dem Sack heraus ihre Sterbensarie. Das fand ich immer total unerträglich, aber auch an den Haaren herbeigezogen. Die Komponisten der Romantik ließen halt keine dramatische Gelegenheit aus...

In der Klagenfurter Inszenierung wurde die Problematik dieser Szene sensibel umgangen. Da stieg Gilda auf einer Wendeltreppe langsam Richtung Himmel während im Sack eine Komparsin die Tote markierte. Das fand ich sehr gut gemacht und es wurde dadurch erträglicher.

Nickname 25.11.2007, 22.58 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Hörerlebnis!

Es gibt nichts schöneres, als die 12 Cellisten
der Berliner Philharmoniker
live zu erleben!

(Höchstens gleich schönes! *g*)

Ausverkauftes Haus - enthusiastischer Applaus - 4 Zugaben - rhythmisches Klatschen - Bravorufe - Stehende Ovationen.

.....~°~.....

Mir sagte Von Ferdl unlängst, meine Beiträge seien zwar... öhm......nicht langatmig... (Höflichkeit?) aber irgendwie ins Detail gehend... mmmhh. *g* (Auch dafür sind gute Freunde da, damit sie sowas sagen dürfen!)
Bitte, seht mal, wie ich daraus gelernt habe, der Beitrag war doch echt gerafft? :-D

Nickname 25.11.2007, 02.25 | (5/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

DAS ulimative Konzert der Saison....

...ist heute und ich bin in der ersten Reihe dabei! (Erste Reihe ist ja nicht gerade optimal, aber es gab schon vor Wochen kaum noch Karten und so nahm ich halt die)

Es spielen "Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker" !!!

Megahüpf!!!!!

Nickname 24.11.2007, 18.34 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Musik ist uns Musikern Sprache.

Einige meinten in Kommentaren, Musik sei doch zum wegträumen da! Gut, warum nicht. Aber das allein wäre doch zu wenig!!!

Nach Konzerten kann es passieren, dass wir zusammen sitzen und dann hört man sowas:
"Dort in der Reprise des ersten Satzes, der Flötist. Da hätte der schon den Ton mehr drüberziehen können, der hatte heute keine Spannung." "Recht langsam genommen, oder?!" "Die hatten da keinen Bogen, viel zu wenig phrasiert!" "Hätte im 3. Satz tänzerischer sein können, finde ich" "Der Einsatz dort, hast es gemerkt? Obwohl der Dirigent da so präzise war!" "Ja eh, aber es ist halt da schwer im Ansatz" u.s.w.

Nun denkt aber nicht, dass dies bedeutet, wir würden nur kopfig hören. Nein! Durch das Wissen und Verstehen steigert sich nur die Freude! Natürlich noch mehr bei besonders guten Interpreten. Wir sind halt kritischer, können aber auch besser entschuldigen. Bei Meistern geht es dann so zu wie oben, aber mit umgekehrter Bedeutung: "Ah, hat der interessant phrasiert und diese Spannungsbögen!!!"

Es wird in jedem Fall faszinierender! Wenn es nicht so wäre, müsste man ja unsere diesbezügliche Arbeit mit den Schülern als vergeblich bezeichnen! Auch Musiktheorie ist im Grunde genau dafür da: Musik wie Sprache verstehen zu lernen. (Aber eben nicht nur) Mit dem Geist tiefer in sie eindringen ist spannend und bereichernd!

Ich vergleiche das manchmal mit einem Briefmarkensammler. Der kann auch begeistert von irgend einer ausgefallenen Marke aus Weißgottwoher erzählen und gerade durch sein Wissen wird seine Sammelei für ihn noch reizvoller. Und dann kann er sich andererseits auch davor setzen und einfach nur ganz entspannt die Farben und Bilder genießen und dabei wegträumen. Beides gehört dazu, nur wir vom Fach tun zweiteres halt weniger, wir träumen weniger weg, weil Musik uns (im wahrsten Sinn des Wortes) anspricht.
Das war jetzt die Frau Lehrerin. :-D

Nickname 09.11.2007, 02.43 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Prominenz fuhr mit.

Heute erzählte mir eine Kollegin von der Reise eines Schulorchesters nach Rom am letzten Wochenende. Schön sei es gewesen, sogar 27° hätte es gehabt und abends essen gehen im Freien sei sowieso möglich gewesen. (hach, auswandern....)

Bei der Fahrt waren, einfach so, weil sie mit einer der Lehrerinnen befreundet sind, 2 Wiener Philharmoniker und ein bekannter Konzertmeister eines anderen großartigen Orchesters dabei. Sie hatten mit den Schülern ganz entspannt mitgeprobt, einfach so, nie die Stars hervorgekehrt die sie ja in Wirklichkeit sind und sie hatten sich überhaupt völlig normal verhalten, fast bescheiden und nett in die Schülergruppe eingefügt. Am Anreisetag mussten sie sogar fünf Stunden warten, bis sich ein Hotelzimmer für sie fand. Kein Problem, im Lokal wurde halt über Kultur und das Leben geplaudert und die Zeit genossen.

Man stelle sich das mal vor. Leute vom besten Orchester der Welt, die gewohnt sind, in den berühmtesten Konzertsälen der Welt mit enthusiastischen Ovationen bedacht zu werden, die übrigens ähnlich viel verdienen wie Bankdirektoren, spielen zum Spaß mit nicht einmal besonders guten Schülern aus der Provinz in Rom eine Messe mit. Einfach so.

Meine geigende Kollegin erzählte das mit leuchtenden Augen. Schließlich meinte sie, so sei das eben mit den ganz Großen. Die hätten keinen Stress nötig, keine Angeberei, kein Wichtigmachen, keine Starallüren. Die seien einfach nur Diener ihrer geliebten Kunst.

Dabei kann es auch anders gehen. Ich kann mich erinnern, bei der festlichen Einweihung eines Kongresshauses vor Jahren vergaß der Bürgermeister bei seiner Eröffnungsrede, die Philharmoniker hinter seinem Rücken auch zu begrüßen. Eklat! Sie weigerten sich zunächst sogar zu spielen. Bis der Lapsus ausgebügelt war. Sie wissen wer sie sind und dass es eine Ehre ist, sie da zu haben. Recht haben sie, sollen sie sich ruhig zelebrieren.  Sie sind mehr als Stimmung machendes Personal, sie sind ein Team das Klangwunder schafft!

Ich bin ein enthusiastischer Fan dieses Orchesters...

Nickname 30.10.2007, 01.18 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Lehrerin Tirilli in Äääktschn

Sag einmal aha!

Na? ... hoeren.gif ... Ich hör ja nix!!

Nu? *ungeduldig mit den Fingern trommle*

Hmm...... So. Ich hoffe, du hast jetzt ...!

Nun sag mal: a b  c d e f g

..... . .. . .

Sag´s. SAG´S!! DU SOLLST ES JETZT SAGEN!!!
!! (himmelarschundzwirn..)

Also. Kann ich jetzt "brav" sagen?

Hmm....? ...na gut.

Nun sag nochmal c d e f g und habe danach das Aha-Erlebnis......

hoeren.gif.....hoeren.gif.... hoeren.gif ... . . .

tonleitersager_aha.gif

Sehr schön!

Weil du so brav warst, darfst du noch einmal. Und sag nun zum Schluss noch c hinten nach.

So, jetzt kannst du die C-Dur Tonleiter.

Nun sage noch einer, Notenlehre sei schwer.

Ist sie nicht!!!

Nickname 19.10.2007, 16.42 | (9/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Opernkritik

Wer sagt, dass man nicht krank ins Theater gehen kann. Na und in die Oper sowieso ;-) Vollgestopft mit Hustenblockern sah und hörte ich heute "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss in unserem Theater.
Ein größtenteils gelungener Abend.  Bühnenbild und Kostüme gefielen mir sehr, die Inszenierung auch, bis auf einen Einwand: Das Herumgewälze auf dem Klavier hätte bitteschön doch irgendwann von einer neuen Idee abgelöst werden können! Spätestens als Bacchus auftrat, der natürlich dann auch mal kurz wälzte, wurde es öd! Was sich nicht auf den Liebesakt am Ende gemünzt sein soll, der passte schon wie er war. :-))

Die Musik von Richard Strauss finde ich wunderschön und spannend. Das Orchester war bei dieser Vorstellung über sich selbst hinausgewachsen! Die Sängerpartie war leider nicht sehr homogen. die Ariadne war ja gut besetzt (Edith Haller), die Zerbinetta (Daniela Fally) sogar sensationell gut, begeisternd in jeder Hinsicht! aber der Rest des Teams... naja... Bacchus war vollkommen fehlbesetzt, dass man so einen kaputten Sänger heutzutage überhaupt noch engagiert! (Oder war er sehr indisponiert?)

Alles in allem aber trotzdem ein hörens- und sehenswerter Abend.

Nickname 06.10.2007, 00.58 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Bummtrara bumm bumm....

Neben meinem Garten ist die Pausenwiese der Volksschule. Dort findet gerade das Schulschlussfest statt. Viel Kindergeschrei, auch jetzt noch. Ich mag, wenn Kinder lustig sind, ihr Lärm stört mich überhaupt nicht.

Aber was mir eben zu denken gab, dort wird sehr billige Musik gespielt. Anscheinend auch schon den ganzen Nachmittag, Bummbumm und Musikantenstadel-Stil.

Ob die Kinder so für diese Musik konditioniert werden, weil sie sie durch solche Erlebnisse mit Vergnügen verbinden? Ich habe ja nichts gegen Unterhaltungsmusik, aber muss sie sogar in der Schule unbedingt aus der untersten Schublade sein?

Es stört mich sehr, weil richtig laut gespielt wird. Aber ich bleibe gelassen, zwei, drei Mal im Jahr macht das doch nichts.

Nickname 29.06.2007, 23.05 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Wahrhaftigkeit in der Kunst

Astraryllis schrieb in einem Kommentar:

"Was Oper angeht, bin ich ein totaler Laie. Leider kann ich das Tolle daran noch nicht mal verstehen. Vielleicht könntest Du darüber irgendwann einmal etwas schreiben und evtl. etwas von Deiner Begeisterung weitervermitteln."

Ich bin gar keine spezielle Opernenthusiastin. Außer vielleicht bei Barock- und Mozartopern. Die anderen höre ich nur gerne live. Weil die Emotionen dann wahrer wirken.

Mir gefällt alles, was nicht nur kunstvoll sondern auch ehrlich ist. Es kann jeder Stil sein, bei großer Begabung und tiefsinniger Aussage bin ich immer enthusiastisch.

Wahrhaftigkeit in der Kunst ist für mich höchstes Gebot. 

Wenn sich also, zum Beispiel in einer romantischen Oper, der Sänger spürbar hinter das Werk stellt, wenn seine Liebe der Musik gilt und seine künstlerischen Emotionen echt sind, bin ich berührt und begeistert.

Aber wehe, man spürt Selbstverliebtheit durch. Man hört bei Sängern sehr schnell, ob sie sich und ihre geliebte Stimme mehr ins rechte Licht rücken wollen als das Werk dem sie dienen.
Auch bei Instrumentalisten hört man stets, was in ihrem Inneren vorgeht. Das ist für mich eines der Wunder der Musik. Wenn ich mit jemandem musiziere, "höre" ich was er denkt. Musizierende atmen zusammen und spüren jede kleinste Regung des anderen. Sogar bei Schülern ist das so. 

Ist aber einer nicht bei der Sache und nur technisch gut, langweilt er das Publikum sehr schnell. Es beginnt hohl zu klingen. Meist spüren es die ausübenden Künstler und vertuschen ihr Defizit durch viel Klimbim. Es ist ja bekannt, je mehr Trara, umso weniger Inhalt.

Um konkreter auf die Worte Astraryllis zu antworten:

Bei romantischen Opern geht es weniger ums Verstehen. Schwebt ein begabter Sänger in höheren Sphären weil er beim Singen so viel Seelentiefe empfindet, bringt er auch im Hörer eine altvertraute Saite zum schwingen, man kann sich nun mit jeder Faser auf seine eigenen menschlichen Empfindungen einlassen.

Das Verhältnis von Vernunft und Kunst

Nickname 23.06.2007, 23.18 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL